Zink , Kupfer, Kobalt und Mangan: Riesige Mengen davon sollen auf dem Meeresgrund vor der norwegischen Küste liegen. Als erstes Land der Welt will Norwegen jetzt damit beginnen, diese Rohstoffe in der Tiefsee zu fördern. Das Parlament hat Ja gesagt.
Wir alle wollen Handys, wollen reisen, Strom nutzen – aber möglichst aus Erneuerbaren Energien. Unser Lebensstil basiert auf Technik, auf Batterien – und damit auf Mineralien. An die ist gar nicht so einfach zu kommen. Deswegen denken Länder auf der ganzen Welt darüber nach, Rohstoffe auch in der Tiefsee abzubauen. Ein erstes Land will damit jetzt starten: Norwegen.
Bergbau auf dem Meeresgrund wird schon vorbereitet
Die Vorbereitungen für den Bergbau mehrere tausend Meter unter der Wasseroberfläche laufen auch schon. Firmen arbeiten gerade an Geräten, die dafür verwendet werden sollen: Das sind große Maschinen, ähnlich wie Bagger. Und die werden dann von einem Schiff runtergelassen – bis zum Meeresgrund.
Die Maschinen sind mit dem Schiff verbunden. Zum einen, um sie von dort zu steuern, zum anderen um das abgebaute Material nach oben zu befördern.
Bislang fördern nur wenige Länder wichtige Mineralien wie Mangan oder Kobalt aus der Erde – vor allem Kongo und China gehören dazu. "Und genau da liegt aus Sicht von Norwegen das Problem: 'Wir sind abhängig von China'", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Aglaia Dane. Anderer Grund seien die internationalen Spannungen.
"Russland, China, die Drohungen Richtung Taiwan. Viele Länder – gerade in Europa – wollen unbedingt raus aus dieser Abhängigkeit."
Norwegen will die Rohstoffe in einem Gebiet im Nordatlantik fördern – Richtung Grönland und Spitzbergen, es ist aber norwegisches Territorium.
Das Gebiet ist in etwa so groß wie Großbritannien. Fachleute sagen, da gibt es vermutlich riesige Mengen an Zink und Kupfer im Meeresboden – außerdem auch Gold, Silber und Seltene Erden. Die Mehrheit der Abgeordneten im Parlament in Oslo hat nun ihr Okay für den Tiefseebergbau gegeben.
Unternehmen müssen sich um Lizenzen bewerben
Das bedeutet aber nicht, dass da sofort die Bagger anfangen zu graben. Die Unternehmen, die sich beteiligen sollen, müssen sich jetzt erstmal beim norwegischen Parlament um Lizenzen bewerben. Dabei müssen sie erklären, wie sie die Rohstoffe abbauen wollen – und vor allem, wie sie dabei die Umwelt schützen wollen. Klimaschutzgruppen und Meeresforschende sind allerdings entsetzt, dass das norwegische Parlament dem Tiefseebergbau überhaupt zugestimmt hat.
"Greenpeace sagt zum Beispiel: Die Maschinen werden da nicht ein paar dezente Löcher bohren, sondern wirklich die gesamte oberste Schicht am Meeresboden wegfräsen."
Fachleute sagen zudem: Alles, was da lebt, ist dann in Gefahr – und wir wissen gar nicht so genau, was dort lebt. Die Tiefsee ist nämlich überwiegend immer noch unbekanntes Terrain. Ein Beispiel: Letztes Jahr haben Forschende ein Tiefsee-Gebiet im Pazifik untersucht. Sie haben fast 5.600 Tierarten gezählt: Schwämme, Würmer und Stachelhäuter. Nur 10 Prozent davon waren vorher bekannt.
Fachleute gehen also davon aus, dass wir 90 Prozent der Arten, die in der Tiefsee leben noch nicht kennen. Viele könnten durch das Umgraben des Meeresbodens ausgelöscht werden. "Und ein weiterer Punkt: Die Mikroben am Meeresboden setzen vor allem CO2 um, wenn dieser Kreislauf zerstört wird, könnte Kohlenstoff freigesetzt werden – das will man in Zeiten der Erderwärmung eigentlich auch nicht", sagt unsere Reporterin.
Norwegens Energieminister: Nachhaltiger Tiefseebergbau möglich
Der norwegische Energieminister hält dagegen und ist der Meinung, Tiefseebergbau gehe auch nachhaltig. Er sagt, das Ganze solle auch dem Klimaschutz dienen. Denn die geförderten Mineralien brauche man für die grüne Verkehrs- und Wirtschaftstransformation – etwa für E-Autos, Windkraftanlagen oder Solarzellen. Norwegen könnte auch erst der Anfang sein. Viele vermuten, dass andere Länder jetzt nachziehen. Etwa 30 Länder weltweit haben Pläne für Tiefseebergbau.