Zimmerpflanzen liegen im Trend. Besonders begehrt sind exotische Arten. Wir klären, warum das schädlich für die Umwelt sein kann und worauf wir beim Kauf achten sollten.
Der Ficus als eingetrocknetes braunes Gerippe in der WG-Küche scheint der Vergangenheit anzugehören. In der Pandemie haben viele ihren grünen Daumen entdeckt. Und oft wollen wir mit einem besonders schönen Pflanzenexemplar herausstechen. Geigenfeige, Korbmarante, Forellenbegonie, Pilea oder die Monstera – exotische Pflanzen sind super angesagt.
Starke Pestizide an Zimmerpflanzen
Mittlerweile gibt es sie auch an jeder Ecke zu kaufen, in Discountern oder im schwedischen Möbelhaus. Diese Pflanzen kommen aber weder aus Europa noch werden sie hier produziert. Süd-Ost-Asien, Afrika oder Lateinamerika sind die Hauptproduzenten unserer liebsten exotischen Zimmerpflanzen. Und damit sie schnell wachsen, ohne dabei von Schädlingen angegriffen zu werden, kommen häufig Pestizide zum Einsatz.
"40 Prozent der Proben waren mit Pestiziden belastet, die in der EU keine Zulassung haben und sogar 80 Prozent enthielten Pestizide, die besonders gefährlich für die menschliche Gesundheit sind."
Die Naturschutzorganisation BUND hat eine Untersuchung der Zimmerpflanzen durchgeführt. Das Ergebnis: Viele unserer Pflanzen sind mit Pestiziden belastet, die in der EU nicht zugelassen sind. Und noch einmal doppelt so viele Zimmerpflanzenproben enthielten Pestizide, die besonders gesundheitsschädlich sind. Sorgen müssen sich dabei weniger die Besitzer machen, deren Wohnungen die Pflanzen schmücken. Besonders gefährdet sind Menschen, die die potenziell krebserregenden Pestizide im Ausland aufbringen.
Umweltbelastung durch exotische Pflanzen
Aber nicht nur die Gefahr für die Züchter*innen der Zimmerpflanzen im Ausland sollte bedacht werden. Die Pestizide stellen auch eine enorme Umweltbelastung dar. Sie töten Bienen und Schmetterlingen und zerstören die Böden. Einige Zimmerpflanzenbauern in Lateinamerika stellen inzwischen ihre Produktion auf Bio-Pestizide um, damit sie ihre Böden retten können.
"Pestizide sind generell dazu gedacht, Organismen zu töten."
Außerdem haben exotische Pflanzen einen schlechten CO2-Fußabdruck, weil sie viele Tausende Kilometer nach Europa geschifft oder geflogen werden.
Ein weiteres Problem bei Zimmerpflanzen ist der Torf, der zur Anzucht genutzt wird, damit die Pflanzen besser wachsen. Um Torf zu gewinnen, müssen Moore trockengelegt werden. Und das ist gleich doppelt schädlich für das Klima.
Zum einen, weil das trockengelegte Moor nicht mehr dazu beiträgt, CO2 aus der Luft aufzunehmen. Dazu leisten Moore weltweit einen extrem wichtigen Beitrag. Obwohl sie nur drei Prozent der Erdoberfläche bedecken, binden sie 20 Prozent mehr Kohlenstoff als alle Wälder der Welt zusammen. Gleichzeitig werden beim Trockenlegen der Moore zusätzlich große Mengen CO2 freigesetzt.
Exotische Pflanzen nachhaltig ergattern
Es gibt aktuell kein valides Siegel, um nachzuweisen, dass eine Zimmerpflanze aus einer biologischen und nachhaltigen Zucht stammt oder in Europa gezüchtet wurde. Der EU-Pflanzenpass gibt zum Beispiel nur an, in welchem Land die Pflanze zuletzt gezüchtet wurde. Bei rund der Hälfte der nach Deutschland importierten Pflanzen war das im vergangenen Jahr Holland. Häufig kommen die Pflanzen aber per Schiff aus Südamerika, Afrika oder Süd-Ost-Asien in den Niederlanden an. Dort werden die Pflanzen dann in riesigen Gewächshäusern quasi fertig gezüchtet.
Was kann also jede von uns tun? Corinna Hölzel, Pestizidexpertin beim BUND, rät, Pflanzen einfach zu tauschen. Wer einen Pflanzenableger hat, rein ins Anzucht-Töpfchen und im Internet über eine Plattform mit dem oder der Nachbar*in tauschen. Besser geht es nicht in Sachen CO2-Fußabdruck.