Heute (21.11.17) wird in Brüssel entschieden, ob in Europa das Elektrofischen erlaubt wird. Die Methode gilt als weniger arbeitsintensiv, spart Kraftstoff und schont den Meeresboden, sie ist aber auch umstritten. Der ehemalige Fischer Dirk Sander sagt: Es sei nicht genau klar, was da am Boden passiert.
Bislang durften nur belgische und niederländische Fischer in Pilotprojekten die neue Fangart des Elektrofischens ausprobieren. Heute (21.11.17) entscheidet der Fischereiausschuss der Europäischen Union, ob die Fangmethode europaweit zum Einsatz kommen darf.
Und so funktioniert die Methode: Die Fischerboote ziehen ihre Netze in geringem Abstand über dem Meeresboden hinter sich her. An den Fangnetzen sind kleine Elektroden angebracht, sie erzeugen am Boden ein elektrisches Feld. Durch den Strom werden die Fische aufgescheucht. Sie verlassen den sicheren Sandboden und geraten in die Fischernetze.
"Man hat keine Seesterne und keine Krebse mehr drinnen. Nur Fisch, der nach oben kommt und das erleichtert die Arbeit. Da kann ich vielleicht ein, zwei Mann ansparen."
Bei der herkömmlichen Methode wird mit Ketten der Meeresgrund abgefischt, da würden auch Seesterne im Netz landen, sagt Dirk Sander, Vorsitzender des Verbands der Kutter- und Küstenfischer. Das sei bei der neuen Methode, bei der das Netz knapp über dem Boden läuft, nicht mehr der Fall.
"Was passiert da am Boden? Das ist das Problem"
Insgesamt sei alles etwas leichter, auch wird der Boden geschont und Dieselkraftstoff gespart, sagt der ehemalige Fischer. Doch bei allen Vorteilen der neuen Fangmethode, Sander hat auch Sorgen: "Was passiert da unter Wasser? Das ist das Problem", sagt er.
"Was wird durch die Stromstöße an kleinen Lebewesen geschädigt? Auch an jungen Fischen. Zum Beispiel der junge Kabeljau. Der krümmt sich so, dass er sein Rückgrat bricht. Und wenn das bei dem so ist, wird es bei anderen Sachen genauso sein."
Beim Elektrofischen arbeiten die Fischer mit unterschiedlichen Stromstärken, Frequenzen und Pulslängen – je nachdem, welche Tiere gefangen werden sollen. Die Methode sei aber noch nicht genug erforscht, mahnt Sander: "Man müsste hinter diesem Netz, das mit Strom arbeitet ein noch viel feinmaschigeres Netz ziehen, das man sieht, was da unten passiert."
Investition ins Ungewisse
Wo die Fischer mit dem Elektrogeschirr fangen, da gebe es keine Krabben, aber da, wo Krabben gefischt werden, da gebe es auch ganz kleine Krabben und Krabbenlarven, sagt Sander: "Und da habe ich Angst, dass sie nicht weiterwachsen und ich sie nicht mehr fangen kann". Bis zu 100.000 Euro müssen investiert werden, um einen 15 Meter langen Kutter für das Elektrofischen aufzurüsten, so der ehemalige Fischer. Aber was bringt das, fragt er, wenn die Gewinne dann nur kurzfristig erzielt werden, langfristig aber die Anfangsbestände geschädigt werden?
Beim Krabbenfang ist Sander klar gegen das Elektrofischen, beim Fischfang wäre er wohl aber dabei: "Fische will ich mit möglichst wenig Aufwand, möglichst schnell und sehr viel fangen und gut verkaufen", sagt er. Dennoch, ganz wohl ist ihm dabei nicht:
"Aber Fische fangen will ich in zehn Jahren auch noch, und wenn ich nicht genau weiß, ob ich da unten etwas kaputt mache, dann bin ich natürlich zwiespältig."