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Dieselskandal, fehlgeleitete politische Statements und und und… Das Vertrauen in Politiker ist derzeit ziemlich angeknackst. Können wir überhaupt noch irgendwem vertrauen? Auch politische Parteien müssen sich die Frage stellen, wie sie den Bürgern beweisen sollen, dass ausgerechnet sie das Vertrauen verdienen. Unsere Reporterin Rebekka hat sich umgehört, wie das funktionieren könnte.

Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Civey hat für das Magazin Focus Bürger befragt. Ergebnis: Das Vertrauen der Menschen in die Politik ist in den vergangenen sechs Monaten gesunken. Gleichzeitig stieg sogar das Misstrauen. 

Unsere Reporterin hat das zum Anlass für die Frage genommen: Was bedeutet es eigentlich "Vertrauen haben"? Martin Hartmann hat eine Antwort. Er ist Professor für praktische Philosophie an der Uni Luzern sagt, Vertrauen ist "akzeptierte Verletzbarkeit". Martin Hartmanns Spezialgebiet ist die Vertrauensforschung. Er sagt, wenn wir jemandem vertrauen, dann gehen wir davon aus, dass eine andere Person unsere Verletzbarkeit kennt, sie aber nicht für eigene Interessen ausnutzt. 

"Die kürzeste Bestimmung, die ich geben kann, ist 'akzeptierte Verletzbarkeit'."

Weil Vertrauen gut ist, Kontrolle aber besser – hat unsere Reporterin Rebekka Endler noch einen zweiten Experten befragt: Martin Schweer, Leiter des Instituts für Vertrauensforschung an der Uni in Vechta. Und der sagt: Wenn wir vertrauen, dann geben wir Kontrolle ab. Demnach sei Vertrauen immer ein Risiko. Aber wenn wir uns dafür entscheiden, tun wir es automatisch guten Gewissens. Denn: Vertrauen kann nicht erzwungen werden.

Bei einer Wahl hängt Vertrauen auch noch von anderen Faktoren ab. Wir müssen politische Repräsentanten wählen und manchmal geben wir unsere Stimme nicht der Person, die uns restlos begeistert – der wir vertrauen  sondern die für uns das sogenannte "geringere Übel" ist. "Wir wissen ja, dass bei Wahlen oder auch mit Blick auf die Parteien generell die Vertrauenswerte nie besonders gut sind", sagt Martin Schweer.

Menschen vertrauen eher Lokal- oder Kommunalpolitikern

Die Ausgangslage ist also nicht das so oft beschworene Vertrauen, das die Wähler der Regierung "geschenkt" haben, sondern "Macht" mit denen wir Repräsentanten ausgestattet haben. Das Vertrauen ist erstmal ein loses Versprechen. Der Philosoph Hartmann erinnert an die politischen Versprechen von Martin Schulz: "Wenn man es dann nicht einlösen kann, oder völlig unklar bleibt, was daraus folgt - wie bei Schulz – da hat er dann nicht geliefert."

"Dass die Autohersteller nicht zur Verantwortung gezogen werden, dass sind alles Dinge, die nicht vertrauenserweckend sind."
Frau bei einer Straßenumfrage zum Thema Vertrauen in die Politik

Der Dieselskandal ist ein gutes Beispiel, wenn es um Vertrauen geht. Viele Menschen finden es fragwürdig, dass die Autohersteller nicht zur Verantwortung gezogen werden, dass die Politik nicht härter durchgreift. Martin Schweer findet es logisch, dass an dieser Stelle Vertrauen verspielt wurde: "Die Menschen fühlen sich betrogen und hinters Licht geführt."

Aber was müsste passieren? Wie könnte es wieder besser werden? Die Experten sind sich einig, dass wir einen anderen Umgang mit Fehlern bräuchten. Der Fehler an sich ist eigentlich in den seltensten Fällen das Problem, sondern die Art und Weise, wie damit umgegangen wird. "Das ist etwas, wo ich auch ganz persönlich eigentlich immer schnell wieder anfange, jemandem zu vertrauen", sagt Martin Hartmann, "wenn jemand ehrlich ist und sagt: Da habe ich was versprochen, aber ich konnte das nicht einlösen aus diesen Gründen."

Der entscheidende Punkt ist aus meiner Sicht: Wie ehrlich und transparent gehen wir mit Fehlern um?

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Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Philosophie
Vertrauen und Politik
vom 11. September 2018
Autorin: 
Rebekka Endler
Moderator: 
Ralph Günther