Er war Fußballer, er war Präsident des FC Bayern München. Dann hat er Steuern hinterzogen und war Häftling. Jetzt will Uli Hoeneß wieder der sein, der er einmal war: Präsident des FC Bayern München. Ist die Öffentlichkeit schon soweit, ihm seine Taten zu vergeben? Der Philosoph Matthias Burchardt weiß Bescheid.
Seit Ende Februar ist Uli Hoeneß wieder auf freiem Fuß. 2014 wurde er zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Etwa die Hälfte der Haftstrafe hat er verbüßt. Seit seiner Haftentlassung hat er noch eine dreijährige Bewährungsstrafe. In dieser Zeit darf er sich nichts zuschulde kommen lassen. Jetzt hat er bekannt gegeben, dass er im November wieder als Präsident des FC Bayern München kandidieren möchte.
Wir haben darüber mit dem Philosophen Matthias Burchardt gesprochen. Ihm zufolge gebe es ein Missverhältnis zwischen der moralischen und rechtlichen Frage: Nach dem Gesetz ist derjenige, der seine Strafe verbüßt hat, danach wieder ein unbeschriebenes Blatt. Wir sehen dennoch eine moralische Restschuld, weil wir nicht sicher sind, ob die Strafe für das angemessen war, was Uli Hoeneß verbrochen hat. "Darum haben wir Zweifel, ob die Person überhaupt solche Ämter bekleiden soll."
"Die moralische Strafe ist noch nicht abgegolten, weil so etwas wie Verzeihung noch nicht stattgefunden hat."
Hat Uli Hoeneß gesühnt?
Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt - aber auch kein so schlimmes Delikt, dass eine Rückkehr zum Präsidentenposten des FC Bayern München gar nicht mehr möglich ist, sagt Matthias Burchardt. Er findet, dass jeder Mensch eine zweite Chance verdient hat.
Dafür muss allerdings auch Uli Hoeneß etwas tun:
- er muss seine Schuld anerkennen
- Reue zeigen
- Sühne zeigen, zum Beispiel, indem er eine Weile keine öffentlichen Ämter bekleidet
Wir, die Öffentlichkeit, müssen Uli Hoeneß verzeihen. Dabei können wir ganz einfach an uns selbst denken: Wenn wir nie von der Schuld entbunden würden, die wir irgendwann einmal auf uns geladen haben, könnten wir nie wieder in die Öffentlichkeit treten. "Das kennen wir aus Kindertagen: Das ist uns etwas zu Bruch gegangen und die Eltern machen und Vorwürfe, da ist es sehr schön zu erfahren, wenn sie irgendwann sagen: Da ist etwas schief gegangen, aber als Mensch nehmen wir dich, wie du bist."
"Wer das selber erfahren hat, kann von der großen Entlastung erzählen können, die es bedeutet, wenn ich etwas verziehen bekomme. Verzeihen können wir lernen."
Nicht verzeihen aus Rachsucht?
Darum sollten wir, die Öffentlichkeit, auch genau hinschauen, wenn wir Uli Hoeneß nicht vergeben können: Der Grund dafür kann Rachsucht sein, sagt Matthias Burchardt. "Manche Menschen haben dann das Gefühl, Uli Hoeneß muss ein Schaden entstehen und dem darf es nie wieder gutgehen. Das ist niederträchtig und missbraucht eine moralische Empörung, um die eigene Unzufriedenheit an Uli Hoeneß auszuagieren."