Zur Verteidigung vor russischen Angriffen setzt die Ukraine ganz massiv auf Drohnen. Bereits Schülerinnen und Schüler werden an die Technik herangeführt. Wie gefährlich Drohnen sind, wissen sie aus ihrem Kriegsalltag.
In der Ukraine lernen Kinder und Jugendliche, wie sie eine Drohnen steuern, wenn sie das möchten:
- einerseits – in den Städten – in der zehnten und elften Klasse routinemäßig im Fach "Verteidigung der Ukraine"
- andererseits – in ländlichen Regionen – in sogenannte "Zentren für militärisch-patriotische Bildung"
In den Kursen lernen die Kinder und Jugendlichen verschiedenste Dinge, um besser mit der Kriegssituation im Land umzugehen: dazu zählen erste Hilfe, Verhalten in Extremsituationen und eben auch, wie man mit Drohnen umgeht.
Spielerisches Drohnenfliegen
Außerdem gibt es noch private Kurse – den der privaten Drohnenschule "Free Sky Ukraine" zum Beispiel. Sie bietet kostenlose Kurse für Kinder im Alter von 6 bis 16 Jahren an.
Die Journalistin Mariia Fedorova hat an einem Drohnenflugkurs in der ukrainischen Hauptstadt Kiew teilgenommen und mit einem Kursleiter und einigen Teilnehmenden gesprochen. Bei diesem Kurs ging es ausschließlich um FPV-Racing (First-Person-View-Racing), also um das Drohnenfliegen als Sport.
"Sie fliegen erst im Simulator, und dann dürfen sie mit sogenannten FPV-Drohnen in der Halle durch Hindernisparcours fliegen."
Im Hintergrund steht aber auch hier die Verteidigung des Landes gegen die russische Armee. Kursleiter Sergeij hat Mariia Fedorova erzählt, dass er nach dem Tod seines Cousins bei einer Aufklärungsmission 2022 an der Front gedacht habe, man hätte vielleicht auch eine Drohne schicken können.
"Genau deshalb will er jetzt jungen Leuten dieses Wissen vermitteln", sagt Mariia Fedorova.
Kriegsalltag: "Kinder, die ziemlich schnell erwachsen geworden sind"
Wegen der andauernden russischen Angriffe aus der Luft in allen Teilen des Landes wissen viele ukrainische Kinder ohnehin bereits eine Menge über Drohnen und die damit verbundene Art der Kriegsführung. "Sie wissen zum Beispiel, was eine Shahed ist, also eine iranische Kamikaze-Drohne, mit der Russland regelmäßig angreift", berichtet Mariia Fedorova. Sie hat mit einem Achtjährigen gesprochen, der sich schon gut mit Drohnen auskennt, und sagt: "Das sind Kinder, die einfach ziemlich schnell erwachsen geworden sind."
"Diese Kinder erleben die Angriffe hautnah, also Drohnen, Raketen ständig. Erst am 4. April wurde in Krywyj Rih angegriffen, da wurden neun Kinder getötet. Das ist ihre Realität."
Bei den Kinder mischt sich technisches und spielerisches Interesse mit dem Bewusstsein, dass sie ihr Können vielleicht im Krieg einsetzen werden (müssen) – und mit den damit verbundenen Sorgen und Ängsten.
Die Einberufungsgrenze liegt in der Ukraine momentan noch bei 25 Jahren. Das Alter wurde bereits von 27 auf 25 gesenkt. Freiwillige können sich aber bereits jetzt ab dem 18. Lebensjahr melden. Eine Wehrpflicht für Frauen besteht nicht, Frauen können sich aber freiwillig melden und dann in medizinischen, unterstützenden wie auch kämpferischen Positionen eingesetzt werden.
"Jugendliche und auch ihre Familien beschäftigen sich mit dem Gedanken: Muss er irgendwann kämpfen? Und will ich das überhaupt?"