Das mittelalterliche Großreich Kiewer Rus ist die gemeinsame Geburtsstätte der heutigen Staaten Russland, Ukraine und Weißrussland. Der heutige Beziehungsstatus der Staaten ist - gelinde gesagt - kompliziert.

Erst im 15. und 16. Jahrhundert haben sich die Staaten und damit auch die Sprachen auseinander entwickelt. Die Kiewer Rus war so etwas wie die gemeinsame Kinderzeit der Staaten. Die Jugend haben beide getrennt voneinander verbracht, sagt Osteuropaexperte Gerhard Simon. Denn zu dieser Zeit gehörte Ukraine eher zum polnisch-litauischen Verbund. Fast die gesamte Bevölkerung gehörte diesen Staaten an und eben nicht zum damaligen Russischen Reich.

Erst im 17. Jahrhundert sind die ukrainischen Territorien scheibchenweise zum russischen Reich gekommen. Die Ukraine hat damit keine lange eigenstaatliche Tradition, sondern war ständig zwischen zwei Partnern hin und her gerissen. Denn beide Nachbarn, sowohl Polen als auch Russland, haben versucht, sich die Ukraine einzuverleiben.

"Die Polen hielten die Ukrainer für verunglückte Polen, die Russen für hielten die Ukrainer für verunglückte Russen."
Osteuropaexperte Gerhard Simon

Im 19. Jahrhundert dann beginnt die ukrainische Nationalbewegung. Es entsteht erstmals ein eigenes ukrainisches Nationalbewusstsein. Vor allem Österreich hat diese Bewegung unterstützt. Und dann wird es ein bisschen paradox, sagt Gerhard Simon, denn ausgerechnet als Teil der Sowjetunion gibt es erstmal eine ukrainische Staatsbildung.

Shownotes
Ukraine & Russland
Nicht mit und nicht ohne einander
vom 22. April 2014