Es ist eine komplizierte Gemengelage, in der sich viele Ukrainer heute wiederfinden: Einerseits wollen sie sich nach Westen und gegenüber der EU öffnen, andererseits möchten sie aber auch ein vernünftiges Verhältnis zu den russischen Nachbarn aufrechterhalten.
"Der Ukraine geht es ein bisschen besser als noch vor einem Jahr."
Die Wirtschaft und die Zivilbevölkerung entwickele sich in die richtige Richtung, sagt Ilja Galka. Der 24-Jährige studierte in Donezk Deutsch, Dolmetschen und Übersetzen. Als es nicht mehr möglich war, in Donezk zu leben, zog er vor zwei Jahren nach Kiew um. Heute arbeitet er dort in der Deutschen Botschaft.
"Aktuell geht es mir ganz okay. Das kann ich aber für meine Mitschüler und Mitstudenten nicht sagen."
Manche sind nach Europa gezogen, manche nach Russland. Das habe mit den politischen Einstellungen zu tun. Andere seien in der Ostukraine, in Donezk, geblieben. Denen gehe es nicht gut, sagt Ilja. Sie stünden unter Stress, es werde fast jeden Tag geschossen. Von Waffenruhe könne keine Rede sein. Es gebe Tote in Donezk. Unter solchen Umständen sei es nicht besonders komfortabel zu leben.
"Meine Freunde und ich haben beschlossen, keine politischen Themen mehr anzusprechen - damit wir uns nicht streiten."
Das sei ein wirklich sehr kompliziertes Thema. Weil die Spaltung sehr tief ist, sei einfach keine Einigung zu finden. Unter den Bedingungen, die in Moskau herrschten, sei Russland kein vertrauenswürdiger Partner, sagt Ilja. Vielleicht in der Zukunft, wenn eine andere Regierung kommt.
"Ich bin der Ansicht, dass Russland die Separatisten kontrolliert. Alle Entscheidungen für die Ostukraine werden in Moskau getroffen."
Mit seiner eigenen Regierung sei er auch nicht zufrieden, aber da sie die Öffnung nach Europa deutlicher kommuniziere, sei sie immerhin besser als die Vorgängerregierung unter Janukowitsch.