Wir sprechen immer noch zu wenig über unsere Bedürfnisse beim Sex, findet Cleo. Sie hat selbst schon grenzüberschreitende Situationen erlebt und hat oft erst hinterher gemerkt, wie belastend sie waren.
Irgendwann wacht Cleo morgens nach einer durchfeierten Nacht davon auf, dass ihr Freund ungefragt zwischen ihre Beine fasst, obwohl sie schläft. Sofort merkt sie, dass sich diese Situation nicht gut anfühlt: "Mich hat das damals total überfordert, denn ich wollte das ja gar nicht."
"Mir ist erst Jahre später aufgegangen, was mich so abgeschreckt hat: Er wollte sich holen, was nicht mehr zwischen uns lief."
Trotzdem spricht sie ihn nie darauf an, denn dass genau diese Aktion eine Grenzüberschreitung war, wird ihr erst viel später bewusst, als die beiden schon gar nicht mehr zusammen sind. Im Liebestagebuch von Eine Stunde Liebe spricht Cleo regelmäßig ganz offen über Sex und Dating.
Nein zu sagen, müssen wir erst lernen
Eine andere Situation, bei der sie im Nachhinein mit einem schlechten Gefühl nach Hause gegangen ist, war bei einem Online-Date mit 19: "Ich dachte, wir lernen uns erst mal kennen, also bin ich zu ihm nach Hause gefahren."
Obwohl Cleo nicht sicher war, ob sie Sex mit dem zehn Jahre älteren Typen haben will, lässt sie ihn gewähren. Er kommt ihr immer näher, doch sie bleibt passiv: "Er war über mir, hat mich ausgezogen, ist in mich eingedrungen und das am Anfang auch ohne ein Kondom zu benutzen."
Sie ist verwirrt, denn eigentlich erwartet sie von dem Typen, dass er ihre Zurückhaltung oder gar Abweisung bemerkt. Trotzdem sagt sie nichts, denn sie weiß, dass er älter und erfahrener ist: "Ich hab gedacht, so funktioniert Casual Sex." Cleo bekommt ihn immerhin dazu, doch ein Kondom zu benutzen, das ungute Gefühl bleibt aber.
"Mir hat die Erfahrung und das Vokabular gefehlt zu sagen: Ich habe das Recht auch Nein zu sagen, auch wenn mir niemand wehtut."
Dass Menschen beim Sex um Erlaubnis fragen, erlebt Cleo selten
Heute kann Cleo mit mehr Selbstbewusstsein und Erfahrung reagieren: "Ich habe inzwischen ein besseres Gefühl dafür zu merken, wann ich in diese Grauzone reinrutsche", trotzdem erlebt sie auch noch Dinge beim Sex, die für sie nicht ok sind.
Zum Beispiel, wenn jemand nicht nach Anal-Sex fragt, sondern sich körperlich vortastet, mit Massagen oder Handbewegungen: "Ich bin immer ein bisschen sauer darüber, dass die Leute in Kauf nehmen, dass ich mich wehren muss, wenn ich keinen Anal-Sex will."
"Nach Konsens fragen ist anstrengend. Aber es ist auch anstrengend, sich nach einem Date zu fragen: Habe ich da eigentlich was gemacht, was ich nicht wollte?"
Die umgekehrte Situation, dass Leute beim Sex von sich aus nach Konsens fragen, erlebt Cleo eher selten: "Die meisten Männer leben immer noch mit der 'Lieber um Entschuldigung, als um Erlaubnis bitten'-Einstellung."
Meldet euch!
Ihr könnt das Team von Facts & Feelings über WhatsApp erreichen.
Uns interessiert: Was beschäftigt euch? Habt ihr ein Thema, über das wir unbedingt in der Sendung und im Podcast sprechen sollen?
Schickt uns eine Sprachnachricht oder schreibt uns per 0160-91360852 oder an factsundfeelings@deutschlandradio.de.
Wichtig: Wenn ihr diese Nummer speichert und uns eine Nachricht schickt, akzeptiert ihr unsere Regeln zum Datenschutz und bei WhatsApp die Datenschutzrichtlinien von WhatsApp.