Twitter experimentiert mit einem neuen Feature und will Nutzer fragen, ob sie einen Artikel gelesen haben, bevor dieser geteilt wird. Das Unternehmen möchte seine Nutzer damit zum Nachdenken anregen.
In den vergangenen Wochen hat Twitter mit einigen Neuerungen überrascht. Prominentes Beispiel ist die Markierung verschiedener Tweets von US-Präsident Donald Trump als irreführende Information oder als gewaltverherrlichend.
Jetzt testet der Nachrichtendienst eine weitere Funktion: Twitter fragt, ob ihr den Artikel vor dem Teilen auch gelesen habt und wenn nicht, ob ihr ihn vielleicht erst mal öffnen und lesen wollt.
Damit möchte Twitter der Verbreitung von Falschinformationen in Zeiten von Corona-Verschwörungsmythen und Bürgerprotesten entgegenwirken, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Martina Schulte. Die neue Funktion soll zunächst aber nur bei Android-Nutzern getestet werden. Wenn das Feature funktioniert, wird es auch für iOS-Nutzerinnen aufgesetzt.
Kennzeichnung nur bei bestimmten Tweets
Den Hinweis soll laut Twitter nur bei Kurznachrichten geben, die Links zu Nachrichtenseiten enthalten. Laut Spiegel online hat der Twitter-Support klargestellt, dass das Unternehmen nur checken werde, ob der Link bereits über Twitter aufgerufen wurde oder nicht. Ob ein Artikel bereits vorher mit anderen Apps oder dem Handy-Browser geöffnet wurde, checkt Twitter nicht.
Twitter möchte nicht vorschreiben, was geteilt werden kann und was nicht. Es geht um einen Moment des Innehaltens und Nachdenkens. Die Hoffnung sei, so ein Bericht von Technology Review, dass die Funktion die Verbreitung von Falschinformationen und Verschwörungstheorien wenn auch nicht gestoppt, so doch wenigstens verlangsamt werden könne.
"Twitter schreibt dir jetzt nicht vor, was du mit wem teilen sollst. Es geht eher um so einen Moment des Innehaltens und des Nachdenkens."
Anhänger von Verschwörungsmythen wird das wahrscheinlich nicht davon abhalten, Informationen zu teilen, um eine Debatte in eine bestimmte Richtung zu lenken. Martina kann sich aber vorstellen, dass der Alltagsnutzer durchaus ins Überlegen kommt, bevor ein Artikel geteilt wird.
Twitter mit neuem, pro-aktiven Ansatz
Traditionell ist Twitter eher vorsichtig, was die Moderation von Inhalten der Nutzerinnen angeht. Im Laufe der letzten Jahre wurde das Unternehmen aber immer mehr dazu gezwungen, Haltung einzunehmen. Verschwörungsmythen rund um das Coronavirus und die Protestwelle gegen Polizeigewalt in den USA haben bei dem Unternehmen wohl etwas bewegt. Twitter experimentiert derzeit ausgiebig mit verschiedenen Funktionen, was wichtig ist, sagt Martina.
Die neue Initiative ist nur das letzte Beispiel für diesen pro-aktiven Ansatz, der weltweit zum Tragen kommt. Zuletzt hatte der Kurznachrichtendienst 170.000 vorgeblich chinesische Propaganda-Accounts gelöscht. Die haben nach Angaben von Twitter, so berichtet unter anderem die CNN, im Interesse der chinesischen Regierung Inhalte zu den Protesten in Hongkong oder zu Ausbreitung des Coronavirus verbreitet.