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Kübras Familie lebt im Südosten der Türkei. Dort und im Norden Syriens bebte die Erde vor zwei Jahren. Die Provinz Hatay war am stärksten von den verheerenden Beben betroffen. Wie geht es Kübras Familie heute? Und wie klappt der Wiederaufbau?

Kübra lebt mit ihren Eltern und Geschwistern in Deutschland. Dort hat sie in der Nacht zum 6. Februar 2023 im Familien-Chat von anderen Verwandten gehört, dass es in Antakya in der Provinz Hatay ein Erdbeben gab. Doch von den Verwandten dort gab es tagelang keine Nachricht. Sie hatten keinen Strom und kein Netz. Die Sorgen waren groß.

"Es waren auch noch die kältesten Tage des Jahres. Und ich habe mich einfach geschämt, dass ich in meinem Zimmer die Heizung aufdrehen und im Bett liegen kann."
Kübras Verwandte leben in dem vom Erdbeben getroffenen Antakya

Nach zwei Wochen wussten sie dann, was mit ihren Verwandten geschehen ist, erzählt Kübra. Viele von ihnen sind in den Trümmern gestorben. "Unter anderem meine Cousine, sie war mit ihren Kindern unter den Trümmern. Meine Cousine hat überlebt, ihr Sohn nicht", berichtet sie.

Eine andere Cousine ist mit ihren Kindern in den Trümmern umgekommen, zwei von ihnen konnten lebend gerettet werden. Andere Verwandte hatten Glück, ihre Häuser sind stehen geblieben.

Bei dem Erdbeben im Südosten der Türkei und in Teilen Syriens sind mehr als 53.000 Menschen ums Leben gekommen. Viele Tausende wurden verletzt. Die Zerstörung der Gebäude ist massiv, viele mussten im Nachhinein abgerissen werden. Hunderttausende Menschen haben ihr Zuhause verloren und müssen in Zelten und Wohncontainern untergebracht werden.

Schleppender Wiederaufbau

Zwei Jahre nach dem Beben wird in Antakya viel gebaut, berichtet der ARD-Korrespondent für die Türkei, Uwe Lüb. Aber die meisten, die ihre Wohnung verloren haben, warten noch auf eine neue Wohnung.

Zeltlager gibt es nicht mehr, aber viele Wohncontainer, schildert der Korrespondent. Es seien auch viele weggezogen - oftmals aber nur die Mütter mit den Kindern, die zu Verwandten sind, während die Väter in Antakya bleiben, um dort zu arbeiten.

Erdogan hält Versprechen nicht ein

Die wenigen Wohnungen, die es in Antakya gibt, sind inzwischen sehr teuer. Wer diese Mieten nicht bezahlen kann, muss in den Wohncontainern bleiben. Insgesamt sei die Stimmung in der Bevölkerung gereizt, weil Wohnungen fehlen.

Der türkische Präsident Erdogan hatte damals angekündigt, 450.000 Wohnungen und Büroräume innerhalb eines Jahres zu bauen. Das hätte eh niemand geglaubt, sagt Uwe Lüb. Bis heute ist ein Drittel gebaut worden. Aber es mangelt auch an der Infrastruktur wie Straßen, um zu den neuen Wohnungen zu gelangen.

Große Trauer, Schmerz und Sprachlosigkeit

Hinzu kommt aber auch die große Trauer um die vielen Todesopfer. Ein Trauma, das viele Menschen belastet, denn viele Tote konnten bis heute nicht geborgen werden. Auch Kübra berichtet von der Trauer in der Familie, von ihrer Cousine, die den Tod ihres Sohnes nicht begreifen kann, von ihrer Tante, die es nicht mehr ausgehalten hat, dort weiter als Lehrerin zu arbeiten. Zum Teil leben Kübras Verwandte noch in Containern, andere konnten in ihre Häuser zurückkehren.

"Das ist ein Trauma, das bis heute anhält."
Kübras Verwandte leben in dem vom Erdbeben getroffenen Antakya

Selbst ist Kübra seit dem Erdbeben nicht in Antakya gewesen, um ihre Verwandten zu besuchen - ihre Eltern und Geschwister dagegen schon. Sie sagt: "Ich konnte es nicht. Ich weiß nicht, wie ich mit dem Schmerz umgehen soll, weil es noch sehr präsent ist."

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

  • Unboxing News
  • Moderatorin: Rahel Klein
  • Gesprächspartnerin: Kübra, ihre Familie lebt in Hatay
  • Gesprächspartner: Uwe Lüb, ARD-Korrespondent in der Türkei