Max Richard Leßmann guckt viel Trash- und Reality-TV und redet gerne in seinem Podcast darüber. Was bei uns Zuschauern passiert, wenn die Grenze zwischen Drama und Übergriffigkeit verschwimmt, erklärt Medienwissenschaftlerin Andrea Nolte.
Er ist seit der allerersten Staffel dabei. Damals vor 24 Jahren, es war Ende Februar 2000, schaute Max Richard Leßmann die allererste Folge der allerersten Staffel "Big Brother" in Deutschland. Seitdem erweiterte er sein Spektrum an Trash- und Reality-Formaten um alles, was der Markt so hergibt. Inzwischen podcastet er auch darüber.
Balanceakt: Die Grenzen des Dramas erkennen
Viele Menschen, zumindest beobachtet Max Richard Leßmann das so, schauen Trash-Formate, um sich über andere zu erhöhen. Sie freuen sich, wenn Leute, die sie sowieso doof finden, sich streiten oder traurig sind. Max Richard Leßmann hingegen sagt, dass er die Formate wegen der vielen versteckten positiven zwischenmenschlichen Momente mag.
"Ich bin in Menschen verliebt und gucke mir total gerne Leute an. Ich bin wie ein Goldschürfer, der nach den kleinen Momenten sucht, in denen sich Leute versöhnen, in denen es zwischenmenschlich wird."
Max Richard Leßmann meint auch, dass wir von Trash- und Reality-TV lernen können. Wenn wir sehen, dass ein Mann seine Partnerin wirklich schlecht behandelt, ist es das zwar ein Negativbeispiel, von dem wir aber für uns schlussfolgern können: So will ich auf keinen Fall sein.
Ob Glück oder Unglück: Hauptsache es wird heftig
Dass Zuschauer bei den Konflikten, Streitereien oder Challenges mitfiebern, ist gewollt und vom Casting, Regie und Schnitt natürlich darauf ausgelegt, erklärt Andrea Nolte. Allerdings kann es auch zu viel Drama werden, erklärt die Medienwissenschaftlerin.
Das sei etwa beim "Sommerhaus der Stars" passiert, wo es sogar zu Handgreiflichkeiten kam. "Das ist dann kein Drama mehr, das ist Gewalt und somit nicht unterhaltsam", sagt Andrea Nolte. Die Folge: Der Sender nahm alle, die an der Auseinandersetzung beteiligt waren, aus der Sendung. Auch Zuschauer strafen solche Grenzüberschreitungen ab, sagt die Medienwissenschaftlerin.
"Bei den Kandidat*innen handelt es sich inzwischen um Profis. Wer ein, zwei Formate durchlaufen ist, hat ein Gefühl dafür und weiß auch, was von ihr oder ihm erwartet wird."
Fakt ist allerdings auch, dass die – so Andrea Nolte – "Haudrauf-Formate" und solche, in denen es ums Extreme geht, sind immer noch am beliebtesten sind. So scheint es ein schmaler Grat zu sein bei Formaten und Darstellern, die auf das Extreme angewiesen sind und dafür entweder geleibt oder abgestraft werden.
Meldet euch!
Ihr könnt das Team von Facts & Feelings über WhatsApp erreichen.
Uns interessiert: Was beschäftigt euch? Habt ihr ein Thema, über das wir unbedingt in der Sendung und im Podcast sprechen sollen?
Schickt uns eine Sprachnachricht oder schreibt uns per 0160-91360852 oder an factsundfeelings@deutschlandradio.de.
Wichtig: Wenn ihr diese Nummer speichert und uns eine Nachricht schickt, akzeptiert ihr unsere Regeln zum Datenschutz und bei WhatsApp die Datenschutzrichtlinien von WhatsApp.
- Podcaster Max Richard Leßmann erzählt, dass ihm ausgerechnet Streit im Trash-TV zu viel ist
- Medienwissenschaftlerin Andrea Nolte erklärt, dass nicht jedes inszenierte Drama verfängt