Donald Trump hat Zölle von 20 Prozent auf Waren aus der EU angekündigt. Die EU wiederum überlegt, mit welchen Gegenmaßnahmen sie reagieren soll. Unternehmer Markus Rustler betreffen die Zölle ganz direkt.
Markus Rustler ist Geschäftsführer von Theegarten-Pactec aus Dresden, ein weltweit führendes Unternehmen bei Verpackungsmaschinen für Süßwaren. "Wir verpacken beispielsweise 2.300 Bonbons pro Minute oder 1.000 Schokoriegel pro Minute", sagt Markus Rustler. Das Unternehmen beschäftigt rund 400 Mitarbeitende in Dresden. Die Maschinen gehen zu mehr als 90 Prozent ins Ausland, überwiegend in Länder außerhalb der EU. Insbesondere die USA haben sich in den letzten Jahren als guter Absatzmarkt entwickelt.
"Export ist für uns wesentlich. Aktuell werden 20 Prozent vom Umsatz in den USA erzielt."
Das Geschäft mit den USA ist in den vergangenen Jahren auch deshalb gestiegen, weil die Süßwarenproduktion mehr und mehr in die USA zurückverlegt wurde, erklärt Markus Rustler.
Zollauswirkung: EU-Waren verteuern sich in den USA
Nun hat US-Präsident Donald Trump seine Drohung wahrgemacht und 20 Prozent Zoll für Waren aus der EU angekündigt. Wie sich diese genau auswirken, ist auch Markus Rustler noch nicht klar. Zunächst machen die Zölle die EU-Waren in den USA für die Käufer*innen teurer. Denn, sagt Markus Rustler, sein Unternehmen habe nicht die Gewinnspanne, um den Preis zu senken, damit in den USA der Preis nach Einberechnung der Zölle gleichbleibt, "sonst müssten wir mit Verlust in die USA verkaufen".
Wer also in Zukunft die Maschinen von Theegarten-Pactec in die USA importieren möchte, muss demnächst wegen der Zölle 20 Prozent mehr bezahlen. Im Bereich der Verpackungsmaschinen oder Produktionsanlagen gebe es in den USA keine Wettbewerber, auf die US-Kunden umschwenken könnten. "Die kommen in der Regel aus Europa. Folglich wird das unsere US-Kunden auf der gesamten Bandbreite treffen", erklärt Markus Rustler.
Können sich US-Kunden noch Maschinen aus Europa leisten?
Seine Kunden müssten jetzt genau rechnen, ob sich ihre Projekte noch rechnen, wenn sie die Maschinen teurer importieren müssen. "Das kann also dazu führen, dass Projekte, die geplant waren, jetzt nicht mehr umgesetzt werden, weil sie einfach kaufmännisch nicht mehr aufgehen", sagt Markus Rustler. Und am Ende würde dann auch sein Unternehmen weniger Maschinen in die USA verkaufen. Und Bonbons und Schokolade würde in den USA teurer werden.
Warum also erhebt US-Präsident Donald Trump Zölle? Gegenüber der EU argumentiert er mit einer negativen Handelsbilanz, weil die EU mehr Waren in die USA ausführen als von dort einführen. Deshalb wären die USA beim Handel mit der EU benachteiligt, meint Donald Trump.
Wem schadet die US-Zollpolitik?
"Aus meiner Sicht sind die EU und USA durchaus faire Handelspartner", sagt Samina Sultan vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Sie ist Außenhandelsexpertin und beschäftigt sich auch mit der europäischen Wirtschaftspolitik. Wenn es zu Handelskonflikten kommt, könnten diese eigentlich über die Welthandelsorganisation geregelt werden, ohne dass Strafzölle erhoben werden müssten.
"Donald Trumps Zollpolitik schadet in erster Linie den USA selbst."
Die aktuelle Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump ist eine Abkehr vom Freihandel und der Globalisierung, von denen die USA in der Vergangenheit stark profitierte. Deshalb wird das Land ökonomisch unter dieser Zinspolitik leiden, aber auch die Importpartner werden die wirtschaftlichen Auswirkungen spüren, sagt Samina Sultan.
Für deutsche Unternehmen, die in die USA Waren exportieren, bedeutet die Zollpolitik, dass sie die Zölle in Form von höheren Preisen an die Käufer und Käuferinnen in den USA weitergeben oder sie halten die Preise stabil und verringern ihre eigene Gewinnspanne, in dem sie die Zölle allein tragen.
EU plant Gegenmaßnahmen
Die EU wird auf die US-Zollpolitik mit Gegenmaßnahmen reagieren und hat bereits als Reaktion auf die Zölle für Stahl und Aluminium, die schon länger erhöht sind, ein Paket geschnürt. Davon betroffen sind dann Waren aus den USA, die nach Europa exportiert werden wie Motorräder der Marke Harley Davidson, Jeans oder Whisky. Bei der nächsten Maßnahme könnten noch weitere Produkte betroffen sein. Insgesamt sollen ab Mitte April Warenimporte aus den USA in Höhe von 26 Milliarden Euro mit Zöllen belegt werden, sagt Samina Sultan.
Die Zölle, die die EU erheben wird, werden von Ware zu Ware variieren, erklärt die Außenhandelsexpertin. In der Spitze könne das bis zu 50 Prozent sein, wie zum Beispiel bei den Motorrädern der Marke Harley Davidson.
US-Präsident Donald Trump hatte in den vergangenen Wochen auch immer wieder von Deals gesprochen, durch die er seine Zollpolitik abschwächen würden. Die EU habe auch versucht, auf Verhandlungsebene eine Lösung zu finden. Doch die Maßnahmen der USA seien jetzt so radikal, meint Samina Sultan, dass eine neue Eskalationsstufe erreicht sei und die EU mit Gegenmaßnahmen reagieren solle.
"Wie weit man dann geht, Donald Trump zu signalisieren, dass wir durchaus auch Druckmittel in der Hand haben und er auch abhängig ist vom EU-Markt, wird sich dann zeigen."
Die IW-Außenhandelsexpertin glaubt, dass es jetzt wichtig ist, Stärke zu zeigen, um so die USA wieder zu Verhandlungen zu bewegen. EU-Gegenmaßnahmen im Warenhandel seien nur begrenzt möglich, da die EU mehr Waren in die USA exportiert, als von dort importiert werden. Daher auch der Handelsüberschuss der EU gegenüber den USA, den Donald Trump als unfair empfindet.
Anders verhält es sich im Dienstleistungs- und Technologiesektor: Zum Beispiel verkaufen Amazon oder Google sehr stark in die EU. Würde in diesem Bereich eine Digitalsteuer auf den Umsatz der Unternehmen in dem jeweiligen Land erhoben werden oder sich an den Nutzer*innenzahlen festmachen oder personalisierte Werbung würde in der EU verboten werden, würde das die Unternehmen empfindlich treffen, meint Samina Sultan.
Die US-Zollpolitik kann sich auch auf die Wirtschaftsleistung in der EU auswirken. Zuerst könne sich das an einer geringeren Bereitschaft der Unternehmen für Investitionen zeigen. Langfristig kann sich das auch auf den Arbeitsmarkt auswirken, wenn Arbeitsplätze verloren gehen. Alle weiteren Auswirkungen auf Inflation und Wettbewerb in der EU, wenn andere Länder verstärkt in den EU-Markt drängen, weil der US-Markt stärker geschützt ist, sind noch nicht klar abzuschätzen, sagt Samina Sultan.
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