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US-Präsident Donald Trump verlangt von der Ukraine Rohstoffe für weitere militärische Unterstützung. Noch in dieser Woche könnte das Abkommen unterzeichnet werden. Was genau ist das für ein Deal und könnte die Ukraine davon profitieren?

Biden habe mit Geld um sich geworfen wie mit Zuckerwatte, sagte Trump in Bezug auf die Ukraine-Unterstützung der USA. Fakt ist: Seit Russland die Ukraine vor drei Jahren überfallen hat, haben die USA weit mehr als 100 Milliarden Dollar an finanzieller, humanitärer und vor allem militärischer Hilfe an die Ukraine geleistet. Nur aus den EU-Mitgliedsstaaten gab es zusammengenommen mehr Geld.

Für die USA sei es Zeit, dass der Steuerzahler sein Geld zurückbekomme und noch mehr, so der US-Präsident. Deshalb wollen die USA und die Ukraine ein Rohstoffabkommen abschließen, dass sehr bald unterzeichnet werden könnte.

"Man redet ja jetzt viel über Vertrag und den großen Deal. Für mich wirkt es eher wie eine politische Absichtserklärung."
Rebecca Barth, ARD-Hörfunkkorrespondentin in der Ukraine

Doch was genau steht in dem Abkommen? "Ich bin gar nicht so viel schlauer", sagt Rebecca Barth, ARD-Hörfunkkorrespondentin in der Ukraine. Der sogenannte große Deal wirkt eher wie eine politische Absichtserklärung. Ziel ist die Gründung eines US-ukrainischen Wiederaufbaufonds, unter anderem durch die Erschließung von Bodenschätzen zur Finanzierung des Wiederaufbaus. Das vierseitige Dokument enthält vage formulierte Punkte.

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Die Ukraine hofft, mit Bodenschätzen Investitionen aus den USA zu sichern, um den Wiederaufbau zu finanzieren. Selenskyj brachte die Idee im Herbst auf, um einem möglichen US-Präsidenten und Dealmaker Trump ein Angebot zu machen. Doch die Bodenschätze sind nicht vollständig erforscht. Schätzungen gehen von großen Vorkommen aus, doch genaue Daten fehlen, was die Umsetzung kompliziert macht.

Die Wirtschaftsgrundlage des 21. Jahrhunderts

Für die Wirtschaft des 21. Jahrhunderts sind die kritischen Mineralien essenziell, sie werden für erneuerbare Energien, die Rüstungsproduktion und zahlreiche Industrien benötigt. Sie stecken in Laptops, Handys, Flugzeugen und Panzern. Doch ein großer Teil dieser wertvollen Rohstoffe liegt in den von Russland besetzten Gebieten, was die Erschließung erschwert.

"Das sind Schlüsselmineralien für erneuerbare Energien, Rüstungsproduktion, für diverse Industrien. Es geht um Laptops, Handys, Flugzeuge, Panzer."
Rebecca Barth, ARD-Hörfunkkorrespondentin in der Ukraine

Als die Nachricht über den Deal zwischen den USA und der Ukraine bekannt wurde, reagierte Wladimir Putin sofort und bot den Amerikanern eine Zusammenarbeit an. Er sprach von den "neuen Gebieten", womit er die von Russland besetzten ukrainischen Regionen meinte. Das zeigt, wie wichtig diese Rohstoffe nicht nur für die USA, sondern auch für Russland und die Ukraine selbst sind, so unsere Korrespondentin.

Rohstoffe in der Ukraine: Viele Fragen offen

Nico Kropp ist Geologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Halle. Zusammen mit anderen Forschenden hat er sich das Rohstoffvorkommen in der Ukraine angeschaut. Verwundert ist er vor allem über die Schnelligkeit des Deals und über die Angaben zu den Mengen und Preisen der Rohstoffe, die kursieren. Die verfügbaren Zahlen stammen meist aus sowjetischer Zeit und sind veraltet, sagt er.

Unklar sei auch, wo genau welche Rohstoffe liegen. Zudem hängen die Kosten stark von den Abbaumethoden ab: Untertagebau oder Tagebau? Welche Mineralien sind vorhanden, und wie lassen sie sich trennen? Das könne sehr aufwendig sein und es brauche dafür zum Teil sehr große Aufbereitungsanlagen. All diese Faktoren beeinflussen, ob der Abbau auch wirtschaftlich rentabel ist, so Nico Kopp.

Rohstoffabbau könnte Jahre dauern

In der Ukraine fehle es an Infrastruktur für den Rohstoffabbau, bestehende Anlagen könnten durch den Krieg zerstört worden sein. Zudem sei eine stabile Energieversorgung essenziell, da die Aufbereitung enorme Mengen Strom benötigt. Ohne diese Voraussetzungen werden Investoren kaum bereit sein, Fabriken zu errichten – eine Herausforderung, die selbst in Europa oft kaum gelöst ist, so der Geologe.

Vorkommen teils in umkämpften Gebieten

Viele Rohstoffvorkommen liegen in umkämpften oder von Russland annektierten Gebieten, was den Abbau aus ukrainischer Sicht erschwert. Unternehmen könnten zögern, in unsicheren Regionen zu investieren und Personal dorthin zu entsenden. Ohne Waffenstillstand oder Frieden bleibe der Aufbau von Infrastruktur und Industrie wahrscheinlich schwierig.

"Inwieweit Unternehmen bereit sind, Leute da hinzuschicken, wo nicht klar ist, was passiert? Ohne Waffenstillstand oder richtigen Frieden, wird das wahrscheinlich sehr schwierig."
Nico Kopp, Geologe

Trump legte der Ukraine einen Rohstoffabkommen-Entwurf vor, doch Selenskyj lehnte ab, da er die Souveränität gefährdet sah. Trump nannte ihn daraufhin einen Diktator. Nach Neuverhandlungen entstand nun der aktuelle Entwurf – jedoch ohne Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Trump könnte sich damit zwar als Dealmaker präsentieren, doch bleibt unklar, was beide Seiten konkret gewinnen – zumal viele Rohstoffe noch nicht erschlossen sind.

Beide Seiten könnten profitieren

Auch wenn das Abkommen keine Schutzgarantien enthält, sehen Beobachter allein die mögliche Investition amerikanischer Unternehmen als Sicherheitsfaktor. Wo US-Firmen aktiv sind, hat auch die US-Regierung ein Interesse an Stabilität. Unternehmer*innen in der Ukraine hoffen zudem auf moderne Technik, um die veraltete Sowjetausrüstung zu ersetzen und Bodenschätze effizienter zu fördern, so unsere Korrespondentin

"Es gibt durchaus Kritiker, die sagen, Trump wird uns hier über den Tisch ziehen und das Land ausbeuten. Man kann ihm nicht vertrauen, er ist ein Lügner."
Rebecca Barth, ARD-Hörfunkkorrespondentin in der Ukraine

Je nach Ausgestaltung des Deals könnten beide Seiten profitieren. Doch es gibt Kritiker, die Trump nicht trauen, ihn einen Lügner nennen und befürchten, er nutze die Ukraine aus. Eine abschließende Bewertung ist schwierig, so unsere Korrespondentin, da Folgeverträge noch ausstehen, Bodenschätze unerforscht sind, und die Qualität seltener Erden geprüft werden muss.

Sollten US-Unternehmen dann in der Ukraine investieren und hochwertige Bodenschätze gefunden werden, könnte das für beide Seiten vorteilhaft sein. Diese Rohstoffe sind essenziell für moderne Technologien. Bisher dominiert China den Markt, doch die USA wollen ihre Abhängigkeit reduzieren – ein strategisches Interesse, das auch der Ukraine nutzen könnte.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Öl, Gas, Seltene Erden
Trump will Bodenschätze: Ein guter Deal für die Ukraine?
vom 26. Februar 2025
Moderation: 
Rahel Klein
Gesprächspartner: 
Nico Kropp, Geologe
Gesprächspartnerin: 
Rebecca Barth, ARD-Korrespondentin in Kiew