Donald Trump tritt offiziell als Kandidat der US-Republikaner für eine zweite Amtszeit im Weißen Haus an. Bei seiner Nominierungsrede ging es vor allem um Präsenz. Damit möchte er sich nicht nur inhaltlich klar von den Demokraten abgrenzen, auch visuell machte er seine vermeintliche Macht deutlich.
70 Minuten hat sich US-Präsident Donald Trump genommen, um die für ihn vorgefasste Nominierungsrede am Donnerstagabend (27.08.2020) vor dem Weißen Haus vorzulesen.
Vor ihm stand ein Publikum, das ihm für seine Worte zujubelt hat, etliche US-amerikanische Flaggen waren hinter Donald Trump aufgereiht. Geendet ist der Parteitag der Republikaner mit einem großen blau-weiß-roten Feuerwerk über dem Washington Monument, das die Buchstaben für "Trump " an den Nachthimmel geworfen hat.
"Allein diese visuelle Bedienung des Weißen Hauses – dem Ort, an dem die Demokratie zu Hause ist – pervertiert diese Wahlkampfveranstaltung: Das war natürlich noch mal krass, das wirklich so zu sehen."
Eine Wahlkampfveranstaltung vor dem Weißen Haus stattfinden zu lassen, ist eine völlige Neuheit: Eigentlich ist es nicht erlaubt, staatliche Einrichtungen für solche Veranstaltungen zu nutzen. Der Öffentlichkeit dieses Bild zu präsentieren, war krass, sagt Politologin Cathryn Clüver-Ashbrook von der Harvard Kennedy School.
Damit reiht sich der letzte Abend des Parteitags in die Wahlkampfveranstaltungen der vergangenen Tage ein. Denn: Trump ginge es darum, Präsenz zu zeigen. Visuell und inhaltlich wollte er sich deutlich von den US-Demokraten abgrenzen, erklärt die Politologin. Deren Parteitag lief aufgrund der Corona-Pandemie rein virtuell ab. Donald Trump aber ziele darauf ab, Stärke zu zeigen – mit allen Mitteln.
Trump der Starke, Trump der antielitäre Outsider
Präsentiert habe er sich an diesem Abend als Outsider. Seine Tochter Ivanka Trump hat ihn zu Beginn seiner Nominierungsrede als einen Mann angekündigt, der Washington verändert habe und ein Verteidiger des traditionellen Kerns des Landes sei. Damit schütze Trump, so die Tochter des US-Präsidenten, sein Wahlvolk vor einer sozialistischen Elite. "Das war schon ein ganz interessanter Dreher, dass ein Amtsinhaber sich als Outsider präsentiert", sagt die Politologin.
Auf die anhaltende Protestwelle gegen Polizeigewalt und systemischen Rassismus in den USA hat Donald Trump hingegen – wie gewohnt – mit seiner Law-and-Order-Politik geantwortet. Diese sei nötig, um die Ausschreitungen in den Städten des Landes zu unterdrücken, so Trump.
Gleichzeitig sollten andere Rednerinnen und Redner Trumps aktuellen Draht zur afroamerikanischen Community betonen, analysiert Cathryn Clüver-Ashbrook den Parteitag. So zum Beispiel die Rede von Daniel Cameron, Generalbundesanwalt im US-Bundestaats Kentucky.
"Er hat versucht, die Proteste zur Seite zu drängen, um aber umgekehrt doch verschiedene Redner zu positionieren, die dann Afroamerikaner an die Wahlurne holen sollen."
Vor allem weil die USA aktuell tief gespalten sind, habe sich Trump als Präsidentschaftskandidat der Republikaner in seiner Rede an seine Anhängerinnen und Anhänger gewandt.
Traditionell fokussieren sich Präsidentschaftskandidaten in ihren Wahlkampagnen auf die Stimmen der unentschiedenen Mitte, so die Politologin. Diese gebe es gerade nicht. "Dieser Präsident wird also versuchen, das Wahlsystem zu diskreditieren, das ganze System zu diskreditieren, viel Unsicherheit zu streuen, um dann seine Wähler an die Wahlurne zu bringen und vermutlich, die der Demokraten davon abzuhalten", sagt sie.