Undichte Stellen in Wasserrohren können dafür sorgen, dass weniger Wasser bei uns durch den Hahn fließt. In Deutschland versickern so ungefähr zehn Prozent unseres Trinkwassers im Boden – schätzungsweise. Wie viel Wasser genau durch marode Leitungen verloren geht, ist nicht so einfach zu ermitteln.
Wir machen den Wasserhahn auf und das Wasser läuft. Für die meisten von uns ist der Zugang zu ausreichend sauberem Trinkwasser wahrscheinlich selbstverständlich. Dass Trinkwasser auch bei uns ein knappes Gut werden kann, zeigen momentan die hohen Temperaturen und der ausbleibende Regen. In Italien und im Taunus müssen manche Städte deswegen ihr Trinkwasser einsparen und dürfen es nur für bestimmte Zwecke verwenden.
Ein Leck in der Leitung
Damit wir also auch in Zukunft mit ausreichend Wasser versorgt sind, ist es entscheidend, dass unser Versorgungsnetz funktioniert. Ein Aspekt sind zum Beispiel intakte Wasserleitungen. Die werden auch regelmäßig von den Wasserversorgern geprüft, sagt Johannes Barth vom Lehrstuhl für Angewandte Geologie der Uni Erlangen. Trotzdem versickern in Europa bis zu 23 Prozent des Trinkwassers auf dem Weg in unseren Hahn. Das steht in einem Bericht der europäischen Vereinigung der nationalen Verbände in der Wasserver- und Abwasserentsorgung (EurEau). Grund dafür sind marode oder undichte Leitungen.
In Deutschland kommen deshalb ungefähr zehn Prozent weniger Wasser bei uns an, sagt der Geologe. "Man muss fairerweise dazusagen, dass bei diesen Verlustzahlen auch eine Restdifferenz mitgedacht werden muss." Das bedeutet: Die Wasserversorger wissen, wie viel Wasser sie durch die Leitungen schicken. Das Problem ist: Es ist schwierig, zuverlässig herauszufinden, wie viel am Ende davon bei uns durch den Hahn fließt. Defekte oder fehlende Wasseruhren zum Beispiel können die Berechnung erschweren.
"Diese Rohrleitungsverluste hat man ständig im Blick. Die Wasserversorger investieren sehr viel in ihre Netze."
Wenn die Leitung undicht ist
Sollte eine unterirdische Wasserleitung an einer Stelle undicht sein, ist das in einigen Fällen nicht so einfach festzustellen. Die Europäische Union hat deswegen kürzlich ein Projekt finanziert, das solche Lecks mithilfe von kleinen Flugzeugen und Drohnen erkennen soll. Die Flugobjekte sollen über Fernsensoren Orte ausfindig machen, an denen sich die Bodenfeuchte oder Temperatur verändert hat. Beides können Hinweise für löchrige Wasserrohre sein.
Bei einer anderen Methode geht es darum, das Rauschverhalten der Leitung abzuhören. Dafür werden vor allem nachts – wenn wenig Verkehr unterwegs ist – besonders empfindliche Geräte installiert, die das Rauschen und mögliche Veränderungen wahrnehmen können.
Aufbereitetes Wasser geht wieder ins Grundwasser
Der Umwelt schaden diese Lecks erst mal nicht, sagt der Geologe. Dadurch kommt eben mehr sauberes Wasser wieder ins Grundwasser. Das heißt: Es geht mehr um die Energie und die Kosten, die es gebraucht hat, um das Wasser in den Kläranlagen aufzubereiten. Auf lange Sicht stellt sich allerdings die Frage, woher wir unser Grundwasser beziehen, so Johannes Barth. Aktuell werde etwa darüber gesprochen, mehr Grundwasser künstlich anzureichen oder mehr Gebiete zu Wasserschutzgebieten zu erklären.
"Rohrleitungsverluste sind erst mal ein ökonomischer Verlust. Man verliert Wasser, des kostbar aufbereitet wurde."