Niegelnagelneue Eckkneipe - das klingt wie "Oldtimer frisch vom Band" oder "junger alter Gouda". Was ein Widerspruch zu sein scheint, gibt’s jetzt in Berlin. Denn während die echten Eckkneipen reihenweise schließen, eröffnen neue, zum Teil in direkter Nachbarschaft.
Die Berliner Eckkneipe ist massiv bedroht. Monierte der Autor Clemens Füser in seinem Buch "Letzte Runde". Das war vor fünf Jahren - 30 der von Füser besuchten Eckkneipen haben mittlerweile dicht gemacht. Das klingt ernst.
Aus alt mach neu
Aber jetzt das: Die Berliner Eckkneipe feiert Wiederauferstehung. Als hipper Szenetreff. Aber wie authentisch sind die neuen alten Eckkneipen, was haben die alten mit den neuen zu tun - und was sagt das Ur-Eckkneipen-Personal zu diesem Trend?
Das müsste doch mal einer unter die Lupe nehmen denkt ihr jetzt. Die gute Nachricht: Genau das haben wir gemacht. Peng-Lab für vergleichende Tresen-Studien, Forschungsantrag 22-1.
"Wir versuchen, einen gewissen ästhetischen Anspruch mit einer gewachsenen Tradition zu verbinden."
Eine der neuen alten Eckkneipen ist das "Dujardin". Hier gibt es so einiges, was alteingesessene Eckkneipen auch haben: ein Asbach-Uralt-Schild über der Theke, holzvertäfelte Wände und Bulletten – und trotzdem ist es alles ganz anders. Werner hat die Kneipe zusammen mit seiner Freundin Daniela eingerichtet. Die Skulptur eines Spielautomaten steht da zum Beispiel oder ein alter Röhrenfernseher, der nicht läuft. Auf den ersten Blick Kneipeneinrichtung, auf den zweiten entpuppt sich vieles als Zitat.
"Es sieht eigentlich ein bisschen komisch aus, weil alles hier ist so neu und so fast fashioned und hier gibt es ab und zu alte Dinge, das ist, als wäre es nur für die Fassade und man fühlt sich so, als wenn man ein bisschen High Society sein soll."