Während viele Industrien unter der Corona-Pandemie leiden, geht es der Kaviar-Industrie gut. Warum das so ist und was hinter der Produktion steckt, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Nik Potthoff.
"Die größte Kaviar-Firma in den USA hat einen Umsatzanstieg von zehn Prozent gemeldet."
Früher wurde er in Spitzen-Restaurants oder auf Kreuzfahrtschiffen serviert, inzwischen wird Kaviar pandemiebedingt online bestellt. So melde etwa die größte Fischeier-Firma in den USA eine Umsatzsteigerung von zehn Prozent, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Nik Potthoff. "Der teuerste ist der Beluga-Kaviar. Der kostet online rund 15 Euro für 50 Gramm", erklärt er.
Echter Kaviar kommt vom Stör
Kaviar ist so teuer, weil die Herstellung nicht so einfach sei, sagt Potthoff. "Echter Kaviar kommt nur vom Stör – ein Tier, was seit über 200 Millionen Jahren in Meeren und Flüssen lebt. Die können zum Teil über 100 Jahre alt werden", erklärt der Deutschlandfunk-Nova-Reporter. "Die Weibchen brauchen oft jahrelang, um überhaupt die Eier ablegen zu können."
"Heute kommt Kaviar aus Zuchtbeständen. Die Störe werden in künstlich angelegten Seen oder Teichen aufgezogen."
Viele Stör-Arten seien vom Aussterben betont, erklärt Potthoff. Deshalb sei der Import von Wildkaviar seit fünfzehn Jahren auch weltweit verboten. Die Fischeier kämen inzwischen aus Zuchtbeständen von Stören, die in künstlich angelegten Seen und Teichen herangezogen werden.
Weibchen werden für die Kaviar-Entnahme getötet
Die Bedingungen in diesen Fischzuchten bezeichnet der Deutschandfunk-Nova-Reporter als "relativ brutal". "Die Fische werden auf Fischfarmen jahrelang gezüchtet und haben oft wenig Platz", sagt er. "Für die Kaviarentnahme werden die Weibchen in der Regel getötet."
"Hochwertiger Kaviar konnte bislang nur durch die Tötung der Störe gewonnen werden, weil die Eier in einem unreifen Stadium geerntet werden müssen."
Da das Ei beim Ernten noch von anderen Zellen, Blutgefäßen, Follikelzellen umgeben sein müsse, die es stabilisieren, könne hochwertiger Kaviar bislang nur durch die Tötung der Fische gewonnen werden, so Angela Köhler vom Alfred-Wegner-Institut.
Wie Kaviar in Zukunft hergestellt werden könnte
Inzwischen gebe es zwar auch Kaviar-Produktion, die ohne den Tod von Stören auskomme, die sei aber immer noch eher die Ausnahme, so der Deutschlandfunk-Nova-Reporter. "Es wird auch versucht, Kaviar im Labor zu züchten – mithilfe von Stör-Zellen. Ähnlich wie beim Fleisch. Das ist aber alles noch in der Versuchsphase", sagt er.
Auch vegane Alternativen auf der Basis von Algen seien auf dem Vormarsch, so Pothoff. "Der Kaviar ist dann wesentlich günstiger – und es müssen keine Fische dafür gezüchtet und getötet werden", erklärt er. "Wobei ich glaube, dass wenn es keine überteuerte Delikatesse mehr ist, einige der Käuferinnen und Käufer sicher direkt das Interesse am 'schwarzen Gold' verlieren."