Einfach mal den Joker auspacken und einen Reset-Tag einlegen – also nicht krank melden, sondern einen Null-Bock-Tag einreichen sozusagen. Weil ihr übelst mies geschlafen habt, zum Beispiel. Das wär doch was, oder?

Vor allem in Großbritannien wird das Konzept gerade viel diskutiert, berichtet London-Korrespondent Christoph Prössl. Immer mehr Unternehmen würden nicht mehr ihre Produktivität ganz nach vorne stellen, sondern stattdessen das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden, hat ihm Sean McFeed von der britischen Unternehmensberatung MTD Training erzählt.

"Companys are turning from a productivity first culture to a people first culture. The productivity will come as a by-product of looking after the people."
Sean McFeed, Unternehmensberater bei MTD Training

Produktivität werde demnach sozusagen ein Nebenprodukt davon, dass sich um die Menschen gekümmert wird: Die Chefetagen der Firmen hoffen und glauben, also, dass sich die gute Laune im Team positiv auf die Produktivität auswirkt.

Trend: Reset-Tage sollen psychischen Druck rausnehmen

Laut einer Auswertung von MTD Training seien solche Reset Days zum Beispiel bei Microsoft, Google, LinkedIn und Nike möglich. Die gute Nachricht: Vereinzelt gibt es diesen Ansatz auch schon in Deutschland – zum Beispiel beim Berliner Kondomhersteller Einhorn. Ausgenutzt werde das Modell dort nicht, so das Start-up.

Die Gründe für eine solche Kurzauszeit, die übrigens wie ein normaler Arbeitstag bezahlt wird, sind nachvollziehbar:

  • Ausgebrannt und übermüdet sind wir weniger leistungsfähig als im ausgeschlafenen Zustand.
  • Wenn wir etwa dringliche private Angelegenheiten im Kopf haben, ist dort für die Themen des nächsten Meetings wenig Platz und wir können uns schlecht darauf konzentrieren.
  • Statt sich in solchen Fällen offiziell krank zu melden – und dann vielleicht ein schlechtes Gewissen zu haben – können offizielle Reset-Tage diesen psychischen Druck rausnehmen.
"Reset-Tage erlauben ganz offiziell: 'Es ist okay, du kriegst diesen Tag Auszeit, um dich wieder zu sammeln.' Der Tag ist auch ganz normal vergütet."
Anne-Katrin Eutin, Deutschlandfunk Nova

Natürlich ist das Modell mit dem Reset-Tag in manchen Jobs schwerer umzusetzen als bei Tätigkeiten, die man vor allem vor dem PC sitzend erledigt. Bei Lehrer*innen oder Zugführer*innen zum Beispiel.

Nicht in jedem Job umsetzbar

Diesen Berufsgruppen müssen dann doch eher auf die bekannten Lösungsoptionen zurückgreifen. Als Alternative zum Klassiker Koffein empfiehlt Schlafforscherin Christine Blume bei Müdigkeit etwa Bewegung an der frischen Luft oder soziale Interaktion.

"Bewegung hilft. Tageslicht auch. Auch soziale Interaktion mit Kolleginnen und Kollegen kann hilfreich sein."
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin

Wer sich komplett fertig fühlt, aber das Team nicht hängen lassen will, sollte sich fragen, ob sie oder er den anderen in dem Zustand aber überhaupt eine Hilfe ist, rät Christine.

Am Ende kommt es immer auch auf Unternehmenskultur und -klima an: Brauchen wir in der Firma solche Reset-Tage überhaupt? Oder könnte es nicht auch allgemein akzeptiert werden, dass Mitarbeitende sich bei extremer Übermüdung etwa einfach mal krank melden können? Egal welche Optionen man befürwortet - wichtig ist der Umgang von Vorgesetzten mit dem Thema und der Umgang der Mitarbeitende mit solchen Möglichkeiten.

Shownotes
Trend in der Arbeitswelt
Reset-Tage: Gute Laune für mehr Produktivität
vom 14. Oktober 2024
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Anne-Katrin Eutin, Deutschlandfunk Nova