Der Tod geliebter Menschen hinterlässt Spuren – in Familien und auch in Freundeskreisen. Stephi spricht über ihre Erfahrung nach dem Tod ihres Verlobten. Jennifer Otte berichtet von ihrer Arbeit als Trauerbegleiterin und ihren Weg dahin.
Als er 30 war, ist ihr Verlobter gestorben. Stephi hat sich der eigenen Trauer gestellt – auch mit ihrem Podcast. Freundinnen und Freunde, die danach einfach da waren, Sachen angeboten haben und ihr Mitgefühl ausdrücken konnten, haben an das Allerwichtigste schon gedacht, findet sie.
"Meine engsten Freunde haben das super gemacht, dass sie einfach da waren. Das ist eigentlich mit das Wichtigste."
Auch sich gemeinsam zu erinnern, Geschichten von dem Verstorbenen zu teilen, das ist schön, findet sie. Stephi hat allerdings auch einige Freundschaften verloren, Menschen, die mit dem Tod nicht umgehen konnten, die sich nicht gemeldet haben, weil es ihnen selber so unangenehm war.
"Dieses Nur-im-Hintergrund-sein, dieser Spruch: Du kannst dich immer bei mir melden. Das ist auch schwierig."
Stephi musste sich aber auch Sätze anhören wie: 'Gott hat schon einen Plan'. Oder: 'Wenigstens war es ein schöner Tod'. Solche Aussagen haben sie eher wütend gemacht. Heute erklärt sie sich solche Reaktionen mit Verlegenheit und dem Bedürfnis, sie trösten zu wollen.
Gruppenarbeit mit Trauernden
Trauer ist die Verbundenheit zu der Person, die gestorben ist, sagt Jennifer Otte und fragt: "Warum sollte man die Trauer dann wegmachen oder kleinmachen wollen?"
Sie begleitet jüngere Trauernde im Alter zwischen etwa 20 und 35 Jahren – überwiegend sind es Frauen. Jennifer Otte arbeitet viel in Gruppen und sucht nach einem kreativem Ausdruck für die individuelle Trauer.
"Eine große Sache der Trauerbegleitung ist, zu merken: 'Das, was ich fühle, ist nicht irgendwie irre. Das ist wirklich normal.'"
Jennifer Otte hat selbst früh beide Eltern verloren und sagt, dass sie in ihrer Familie damals eine Mama-Rolle eingenommen hat. Erst hat sie sich die Arbeit als Trauerbegleiterin nicht vorstellen können, aus Sorge, von eigenen Verlusten komplett vereinnahmt zu werden
Wunschberuf Trauerbegleiterin
Dann ist sie mit dem Gedanken eine Weile herumgelaufen, und irgendwann hat es Klick gemacht. Sie hatte wirklich das Gefühl: "Das ist das, was ich machen will."
"Nach einem Jahr – das ist ein ganz typischer Zeitpunkt, um in die Trauerbegleitung zu kommen."
Die meisten Trauernden kommen etwa ein Jahr nach dem Todesfall zu Jennifer Otte. Zu einem Zeitpunkt, an dem organisatorische Fragen abgeklärt sind, es wieder einen Alltag gibt und die soziale Unterstützung im Umfeld nachlässt.
Sie empfiehlt Freundinnen und Freunden von Trauernden Geburts- und Todesdaten in den Kalendern zu vermerken. Eine kleine Nachricht an den entsprechenden Terminen könne dabei helfen, dass sich Trauernde nicht allein fühlen.
"Trauernde haben oft nach Jahren an den Todestagen noch das Gefühl, in ein Loch zu fallen. Für alle anderen Drumherum hat sich die Welt weitergedreht."
Hier findest du Hilfe: Eine erste Anlaufstelle ist die Telefonseelsorge. Sie ist rund um die Uhr besetzt. Du kannst kostenfrei unter 0800 - 111 0 111 oder 0800 - 111 0 222 anrufen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, per Chat oder Mail Beratung in Anspruch zu nehmen.
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- Stephi, Podcasterin, hostet "Ich bin hier und du bist tot"
- Jennifer Otte, Trauerbegleiterin