Trauerbegleiterin Gina Krause ist für Menschen da, die jemanden verloren haben. Sie erzählt, wie sie trauernde und sterbende Menschen trotz Distanz in Corona-Zeiten unterstützt.
Wie wir den Tod eines Menschen verarbeiten, ist eine sehr persönliche Sache. Manchen Menschen hilft es, über ihre Trauer zu sprechen und sie mit anderen zu teilen – mit Freunden, mit der Familie oder mit einer Trauerbegleiterin wie Gina Krause. In ihrer Arbeit unterstütz Gina sterbende und trauernde Menschen.
Trauerbegleitung auf Distanz
Der persönliche Kontakt zu ihnen ist für Ginas Arbeit wichtig. Für ihre Begleitung trifft sie die Angehörigen oft bei ihnen zu Hause oder die Familien kommen zu ihr – eigentlich. Denn seit Beginn der Corona-Pandemie kann Gina Trauernde auch nur digital begleiten. Am Anfang war sie daher skeptisch, wie eine Betreuung per Videokonferenz funktionieren könne, erzählt sie.
Tatsächlich ist es möglich, Trauernde auch online zu begleiten, sagt sie. Im vergangenen Jahr hat Gina sogar beobachtet, dass es vielen der Angehörigen leichter fällt, in einem Onlinegespräche über ihre Trauer zu sprechen. Vielmehr würde der Austausch schneller tiefgründig werden. Denn durch die Onlinebetreuung können die Angehörigen zu Hause bleiben, wo sie sich wohlfühlen, vermutet Gina, ohne dass sich daran etwas verändert.
Per Video einen geschützten Raum erschaffen
Trotzdem ist die Situation gerade eine andere. Und das spricht die Trauerbegleiterin im Erstgespräch offen an. Es gehe darum, auch digital einen geschützten Raum zu schaffen. Dafür fragt sie die Angehörigen etwa, was sie sich wünschen würden, damit sie sich auch trotz der räumlichen Distanz wohlfühlen.
Für Gina bedeutet das auch, noch präsenter in den Gesprächen zu sein, um zum Beispiel Stimmungen wahrnehmen zu können. Die Onlineberatungen fordern also ihre Konzentration stärker.
"Ich kann mich in die Menschen hineinfühlen. Ich kann mich auch wieder hinausfühlen."
Nachdem ein Gespräch beendet ist, hilft es Gina, ihr Arbeitszimmer zu verlassen, um gedanklich und emotional wieder einen gewissen Abstand zu dem vorherigen Gespräch mit den Angehörigen zu bekommen.
Vor der Pandemie hat sie dafür ihren Heimweg genutzt. Jetzt ist es eben das bewusste Verlassen ihres Arbeitszimmers oder ein Spaziergang, sagt Gina. Denn manchmal gehe ihr die Begegnung mit den Trauernden – trotz ihrer Professionalität – besonders nahe.
Das Leben wertschätzen
Sterbende oder trauernde Menschen zu begleiten, findet Gina sehr wichtig. Für die 28-Jährige war das schon immer klar: "In dieser Zeit für andere Menschen da zu sein, gibt meinem Leben Sinn." Während ihres Heilpädagogikstudiums hat sie deshalb als Ehrenamtliche für Kinder- und Jugendhospize gearbeitet. Danach hat sie sich zur Referentin für Trauer- und Hospizarbeit weitergebildet.
Gina bezeichnet ihre Arbeit als Traumjob. Durch die Trauerbegleitung habe sie auch gelernt, dankbar zu sein und das Leben wertzuschätzen.
"Mit sterbenden und trauernden Menschen zu arbeiten ist ein Traumjob für mich. Das war es immer schon, weil es so eine sinnvolle Arbeit ist. Und weil ich nach ganz vielen Beratungen auch immer wieder auf mein eigenes Leben gucke und denke: Was hab ich für ein Glück, am Leben zu sein."