Während einer Nepal-Reise bricht Silkes Freund Julian (29) plötzlich zusammen und stirbt. Mit Julian stirbt auch ihre gemeinsame Zukunft. Für Silke beginnt ein neues Lebens. Eins, das sie so nicht gewollt hat, das heute aber wieder lebens- und liebenswert ist.
Fünf Jahre ist es her, als Silkes Welt zusammenbrach. Bei einer Wanderung auf ihrer Nepalreise kippt ihr Freund Julian mitten auf der Straße um und stirbt wenig später im Krankenhaus. Er wurde nur 29, Silke ist zu diesem Zeitpunkt 30 Jahre alt. Woran Julian gestorben ist, wissen die Ärzte nicht.
"Ein Stück weit bin ich mitgestorben. Oder ich habe zumindest nicht geglaubt, dass es noch irgendwie weitergehen kann."
Silkes Bekannte in Nepal stützen sie in der Zeit nach Julians Tod. Auch der Umgang der nepalesischen Kultur mit dem Thema hilft Silke und verändert ihr Leben. Der Tod werde dort viel eher als Bestandteil des Lebens gesehen und sei deutlich sichtbarer, sagt Silke. Anders als in Deutschland: Hier herrsche viel Sprachlosigkeit und Unsicherheit im Umgang damit. "Ich habe vorher auch im Grunde so gelebt, als würde es den Tod nicht wirklich geben, oder wenn, dann erst im hohen Alter."
Verdrängen funktioniert nicht
Zurück in Deutschland war es für Silke wichtig, über das Geschehene zu reden. "Es war für mich immer sehr erleichternd, wenn jemand tatsächlich auch was zu mir gesagt hat und mich gefragt hat, und wirklich wissen wollte, wie es mir geht", sagt sie. Denn die Trauer und den Schmerz einfach zu verdrängen und das Thema zu tabuisieren, funktioniere nicht.
"Ich wollte nicht meine Ruhe fürs Trauern haben und ich wollte auch nicht ständig abgelenkt werden."
In ihrem Blog "In lauter Trauer" schreibt sie über ihre Erfahrungen mit der Trauer, dem Tod, aber auch ihrem Leben danach. Silke wollte nicht "still" trauern, sondern über ihre Erfahrungen reden und schreiben und einen Ort schaffen, an dem auch andere Menschen, die Ähnliches erlebt haben, sich austauschen können.
"Es hilft, es ist erleichternd, wenn der Tod und die Trauer mal kein Tabu sein müssen."
Die Trauer nicht für sich zu behalten, sondern ihr Raum zu geben, hat Silkes Leben und ihren Bezug zum Leben verändert, sagt die 35-Jährige. Und auch die Trauer selbst hat sich verändert. "Ich habe mit meiner Trauer sehr viel Frieden, und wenn da Traurigkeit kommt, dann darf die da sein und dann geht die auch ziemlich schnell wieder weg."
Trauer als eine Art Freundin
Heute bezeichnet Silke ihre Trauer als "Freundin", die sie nicht einfach weg haben oder verdrängen will. Denn sie ist für Silke auch ein Ausdruck der Verbundenheit und Liebe, die sie für Julian immer empfinden wird.
Mittlerweile arbeitet Silke als Trauerbegleiterin und hilft Menschen, mit der Trauer, die sie selbst so gut kennt, umzugehen. Denn auch wenn Julians Tod eine schmerzhafte Lücke in ihr Leben gerissen hat, hat Silke auch viel Gutes erfahren, viel über sich selbst gelernt, neue Menschen kennengelernt und ein Buch geschrieben.
"Meine eigene Trauer bestimmt nicht mehr mein Leben."
Besonders hilfreich war es für Silke, sich Zeit zunehmen. Zeit, für sich selbst und für ihre Trauer. Denn auch wenn Silke heute einen neuen Platz im Leben gefunden hat, war es ein langer und schmerzhafter Weg, sagt sie.