Die Nase beginnt zu kribbeln, in den Augen sammelt sich Flüssigkeit und irgendwann laufen uns Tränen die Wangen hinunter: Für die einen die Erlösung, für die anderen ziemlich unangenehm. Wann Weinen uns hilft, besprechen wir in der Ab 21.
Obwohl Instagram die Blase der perfekten Scheinwelt ist, hat Pauline es einfach getan: Sie hat dort ein Bild gepostet, auf dem sie weint.
Im Podcast erzählt Pauline, dass sie schon immer viel geweint hat. Auf Social Media komme dieser realistische Einblick ins Leben für sie zu kurz: "Ich will damit zeigen, dass Trauer und Weinen genauso zu einem glücklichen Leben dazu gehören können, wie Lachen." Früher habe sie sogar an schlechten Tagen lachende Fotos gepostet, weil sie dachte, sie würden besser ankommen.
"Klar ist Weinen auch erst mal Trauer und ein Gefühl der Machtlosigkeit. Aber mittlerweile akzeptiere ich es und das gibt mir die Chance, Dinge zu verarbeiten."
Pauline ist der Meinung, dass wir Gefühle nicht immer sofort bewerten müssen. Ob sie auch mal in der Öffentlichkeit weint und wie sie mit weinenden Menschen in der Bahn umgeht, erzählt sie uns in dieser Ab 21.
Weinen tut meistens gut, kann aber auch überstrapaziert werden
'Da musst du doch jetzt nicht weinen' – haben wir bestimmt alle schon mal gehört. Trotzdem ist das Unterdrücken der Tränen oft nicht einfach und dann kullern uns eben auch in der Öffentlichkeit die Tränen über die Wangen.
Aber warum hat Weinen eigentlich so ein schlechtes Image? Prof. Dr. Sönke Arlt ist Psychiater und sagt, dass es oft als ein Zeichen der Schwäche gesehen wird.
"Wir sollten selbst entscheiden, vor wem wir weinen wollen und es ist auch verständlich, wenn wir nicht öffentlich weinen wollen."
Dabei kann Weinen viele positive Effekte haben – zum Beispiel fühlen wir uns danach häufig müde und deshalb ruhiger. Wer über Wochen viel weint und auch hinterher keine Erleichterung spürt, sollte sich psychotherapeutische Hilfe suchen, so der Rat des Psychiaters.
"Weinen ist ein sehr starkes emotionales Signal", sagt Sönke Arlt; zum Beispiel wenn wir trauern. Trotzdem würden auch Menschen, die nicht viel weinen, Gefühle gut verarbeiten können.
Wenn Männer Weinen erst lernen müssen
Auch wenn es nicht der Rede wert sein sollte, haben einige Männer auch noch im Jahr 2020 Hemmungen zu weinen. Schließlich wird es bis heute sogar noch einigen Jungs in der Kindheit abgesprochen, weil es als unmännlich gelten könnte. Sie sollen dann tapfere Ritter, oder starke Piraten sein.
Rick Reuther aus Wien hat sich mit sich und kritischer Männlichkeit auseinandergesetzt und hat inzwischen gelernt zu weinen.
"Wenn ich jetzt traurig bin und das Bedürfnis habe zu weinen, mache ich es, auch in der U-Bahn oder im Bus."
Früher habe er das Weinen oft unterdrückt, doch dann sei ihm aufgefallen, dass einige Personen in seiner Umgebung viel besser mit emotionalen Krisen umgehen können, weil sie ehrlich über ihre Gefühle sprechen und auch mal Tränen zulassen.
Diese Menschen haben Rick geprägt und inzwischen weint er auch in der U-Bahn, wenn er das Bedürfnis hat: "Ich finde es gut, wenn ich es schaffe, zu weinen. Es ist besser, seine Traurigkeit anzuerkennen als wütend zu werden."
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