Warum importieren manche Länder Müll? Wo landen unsere Plastikbecher, wo unser Hausmüll? Und wie machen Unternehmen aus Müll ein Geschäft? Das "What-The-Wirtschaft?!"-Team geht diesen Fragen nach.
Plastikabfall, Müllberge, Verbrennungsanlagen – unsere Welt hat ein Müllproblem. Wenn wir einen Plastikbecher wegwerfen, wo landet der dann? Die etwa drei Kilogramm Plastikmüll, die jede*r Deutsche im Durchschnitt pro Monat produziert, wo landen die?
Von den mehr als sechs Millionen Tonnen Plastikmüll, die Deutschland pro Jahr produziert, wird nur ein Bruchteil so wiederverwertet, dass die Industrie ihn wie neuen Kunststoff einsetzen kann: Laut Plastikatlas der Böll-Stiftung von 2019 waren das damals nur 2,8 Prozent. Andere Müllsorten, zum Beispiel unser Hausmüll, wird zu einem großen Teil verbrannt oder auf Deponien entsorgt – und zum Teil auch ins Ausland exportiert.
Schweden zum Beispiel hat, nach eigenen Angaben des schwedischen Verbands Avfall Sverige, 2022 rund zwei Millionen Tonnen Müll aus anderen europäischen Ländern importiert. Vor allem aus Norwegen, Italien, aber auch aus Deutschland.
"Schweden importiert eine ganze Menge Restabfall und produziert in seinen Anlagen Fernwärme und Elektrizität"
Laut Avfall Sverige bekommt Schweden sogar Geld dafür – und das nicht zu knapp. 43 US-Dollar, also umgerechnet 40 Euro pro Tonne. Bei 1,8 Millionen importierten Tonnen sind das 72 Millionen Euro. Das Geschäft mit der Müllverbrennung ist für einige Länder also ein profitables Geschäft.
Müllverbrennung darf nicht Dauerlösung sein
Aber auch für einige Unternehmen ist das Geschäft mit der Müllverbrennung attraktiv, sagt Nico Schmidt vom europäischen Journalistenteam Investigate Europe. Die haben sich mit dem Geschäft hinter der Müllverbrennung europaweit beschäftigt.
"Das Geschäft ist relativ attraktiv für die Unternehmen, denn sie verdienen doppelt. Sie kriegen Geld dafür, dass sie den Kommunen Müll abnehmen. Und: Wenn sie den dann verbrennen, verkaufen sie die Energie.“
Dass wir Müll verbrennen, kann aber auf Dauer nicht die Lösung sein, sagt auch die Umweltwissenschaftlerin Christina Dornack in der Podcast-Folge. Auch die EU-Kommission steht der Müll-Verbrennung kritisch gegenüber und hat Deutschland vergangenes Jahr empfohlen, eine Steuer auf die Müllverbrennung zu erheben. Schließlich entstehen durch die Müllverbrennung mehrere Millionen Tonnen Kohlendioxid im Jahr.
Manche Kommunen in Deutschland haben sich allerdings mit langfristigen Zusagen auf die Verbrennung von Müll festgelegt und garantieren den Betreibern stabile Einnahmen.
"In diesen Verträgen verpflichten sich Kommunen dazu, über einen langen Zeitraum eine gleichbleibende Müllmenge zu liefern. Und wenn sie das nicht tun, dann müssen sie eine hohe Vertragsstrafe zahlen."
Das Problem sei also, man verpflichte sich, eine bestimmte Müllmenge zu liefern und dann müsse man die auch liefern, erklärt Nico Schmidt.
Neben Verbrennung, Verkaufen und Exportieren gibt es auch noch eine andere, wesentlich klimafreundlichere Umgangsweise mit Teilen unseres Mülls: noch mal nutzen. Gerade bei Möbeln und Sperrmüll ist das möglich. Deshalb hat die Berliner Stadtreinigung eine sogenannte "NochMall" in Berlin ins Leben gerufen, wo alte Sperrmüll-Gegenstände verkauft werden. Und jeden zweiten Samstag im Monat gibt es sogar Auktionen besonders exotischer Gegenstände.
Habt ihr auch manchmal einen WTF-Moment, wenn es um Wirtschaft und Finanzen geht? Wir freuen uns über eure Themenvorschläge und Feedback an whatthewirtschaft@deutschlandfunknova.de.
- Intro: Ist Müll Bürde oder Wertstoff?
- Müll ist nicht gleich Müll: Eine Reise zum Recyclinghof in Berlin
- Schweden: Wie aus Müll Geld wird – und wo das Loch im Müllmärchen ist
- Numbers Game: Was Statistiken über Plastikmüllimporte uns sagen können
- Hoffnungsschimmer: Wir haben drei kleine
- Slutsats/ Fazit