Schleppende Beats, Raps über Bitches und Drogendeals und dazu Stimmen, die alles von Tiergeräuschen über Stöhnen bis zu Pistolenschüssen nachmachen - warum Trap gerade von Atlanta aus die Pop-Welt erobert.
Wir müssen über Trends sprechen. Nicht über die New York Fashion Week, die ist vorbei, sondern über Musiktrends. Wir sprechen über Trap. Da ist zum Beispiel "Bad and Boujee" von Migos. In den USA ein Riesenhit. Über 400 Millionen Mal wurde der Song gestreamt, seitdem er im Oktober 2016 rausgekommen ist.
Die erste Welle Trap, kam so Ende der 90er, Anfang der 00er Jahre auf, erklärt unsere Reporterin Anke van de Weyer. Im Moment wird der Sound aber wieder riesengroß. Auch durch Rae Sremmurd, deren "Black Beatles" ihr vielleicht auch dank der Mannequin-Challenge kennt. "Black Beatles" von Rae Sremmurd war vor allem in den USA ein unfassbarer Hit. Trap ist mittlerweile so erfolgreich, dass sich auch Superstars wie Rihanna Trap-beeinflusste Songs schreiben lassen, weil es im Moment der Sound der Stunde ist.
Trap, so wird umgangssprachlich der Drogenumschlagplatz bezeichnet, also der Ort, an dem die Deals gemacht werden. Die direkte Übersetzung von Trap ist aber auch "Falle". Es geht also darum, in einem Milieu festzusitzen, sagt Anke van de Weyer. Das verweist auf die Szene, in der Trap entstanden ist - die Drogenszene der Südstaaten, vor allem in Atlanta. Und darum geht es auch in den Texten - um Bitches, Hoes, Drogen, Waffen und Designerkram. Oder anders gesagt: das Vorzeige-Gangster-Leben. Dazu kommen ganz viele Slang- und Szeneausdrücke, die ohne Urban Dictionary außerhalb von Atlanta gar nicht zu verstehen sind. Diese Szene haben die meisten Acts, die im Moment erfolgreich sind, natürlich längst hinter sich gelassen oder nie kennengelernt. Der Lifestyle verkauft sich aber immer noch super.
Beim Sound von Trap geht es um ein Grundtempo, das eher langsam und schleppend ist. Viele Trap-Beats entstehen mit dem Roland TR 808, einer legendäre Drum Machine. Wichtig ist, dass der Bass richtig gut drückt und dass gleichzeitig die Hi Hats, also die Höhen, schön zackig sind. Dadurch entsteht dieser sehr düstere Sound. Sehr markant sind noch die sogenannten Adlibs. Das sind Geräusche, die nicht durch Instrumente, sondern durch Sprache entstehen. Das kann Stöhnen sein, nachgemachte Tiergeräusche, Pistolenschüsse - eigentlich alles.
Die Kombination aus schleppenden Beats und zackigen Raps, die gerne auch nochmal gedoppelt und bei denen dann auch noch die Adlibs draufgepackt werden, erzeugt eine Stimmung, die gleichzeitig düster und überdreht ist. Musik, die auch in einen Strip-Klub passt. Dazu passt, dass einige der Trap-Größen ihre neuen Tracks angeblich wirklich in einem Strip-Klub in Atlanta ausprobieren. Der Hörer fühlt sich fast selbst wie auf einem Drogentrip. Und nicht nur in den USA ist Trap ein Riesending. Haiyti ist eine Rapperin aus Hamburg, die ebenfalls mit den typischen Trap-Klischees spielt: Gosse vs. das große Geld - und Haiyti ist die Geilste - ganz wie bei den Typen aus Atlanta.