Vor anderthalb Jahren hat Zion Harvey zwei neue Hände transplantiert bekommen. Heute kann er mit seinen Händen wieder viel alleine erledigen. Für die Ärzte ist es eine ganz besondere Erfolgsgeschichte.

Mit zwei Jahren hat Zion Harvey in Folge einer Blutvergiftung seine Füße, Hände und Teile der Unterarme verloren. Später bekam er über eine Spenderliste Hände zugewiesen. Die wurden dem heute Zehnjährigen vor 18 Monaten transplantiert. Mittlerweile kann Zion mit seinen neuen Händen essen, schreiben und sich selbst anziehen. Für die Ärzte ist es ein besonderer Erfolg, weil Zion das erste Kind ist, bei dem eine solche Transplantation mit den Händen eines nicht verwandten Spenders durchgeführt wurde.

Auch wenn Zions Gehirn sich erst wieder an die Benutzung der Hände gewöhnen musste, verlernt das Gehirn die Funktion nie vollständig, sagt Handchirurg Heinz-Herbert Homann.

"Die Information, wie wir unsere Hände bewegen, ist in unserem Gehirn angelegt und die bleibt dort für immer, auch wenn Körperteile verloren gegangen sind."
Heinz-Herbert Homann, Handchirurg am BG Klinikum Duisburg

Bei einer solchen Transplantation müssen die Ärzte feinste Gewebestrukturen miteinander verbinden. Bei Zion hat die Operation elf Stunden lang gedauert. Rein theoretisch können seine transplantierten Hände genauso funktionsfähig werden wie "normale" Hände. Das hängt zum einen davon ab, wie gut die Transplantation technisch verlaufen ist, erklärt Heinz-Herbert Homann. Daneben kommt es darauf an, wie gut der Körper die neuen Organe aufnimmt und wie viel er damit übt.

Vor- und Nachteile einer Transplantation

Auch bei Zion gab es mehrere Abwehrreaktionen. Aber sie konnten mithilfe der Medikamente immer wieder gestoppt werden. Unter anderem deshalb sind Ärzte bei Transplantationen bei Kindern eher zurückhaltend. Denn die Medikamente setzen die Immunabwehr des Körpers auch bei einfachen Krankheiten herab. Und die Therapie hört auch nach der Operation nicht auf, erklärt Heinz-Herbert Homann.

"Man muss sein Leben lang Abwehrmedikamente nehmen, die verhindern, dass die Organe wieder abgestoßen werden."
Heinz-Herbert Homann

Heutzutage können Ärzte eigentlich alles transplantieren, sagt Heinz-Herbert Homann. Vor wenigen Wochen machte ein Fall in Südafrika Schlagzeilen, bei dem einem Mann ein neuer Penis transplantiert wurde. Trotzdem wägen die Ärzte bei jeder Transplantation die Risiken einer Abstoßungsreaktion und der Immuntherapie einerseits und dem Nutzen einer Transplantation ab, sagt der Handchirurg.

Shownotes
Zion Harvey
Erfolgreiche Transplantation beider Hände
vom 19. Juli 2017
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartner: 
Heinz-Herbert Homann, Handchirurg am BG Klinikum Duisburg