20 Bundesstaaten in den USA haben neue Gesetzesvorhaben beschlossen, die verhindern, dass Kinder und Jugendliche sich für geschlechtsangleichende Maßnahmen entscheiden können.
In Texas wurde im September 2023 ein Gesetz verabschiedet, das den Zugang zu geschlechtsangleichenden Maßnahmen für trans*Menschen unter 18 Jahren verbietet. Zwar gab es bereits im Juli 2023 eine Klage dagegen, doch diese wird erst im Sommer 2024 vor der nächsthöheren gerichtlichen Instanz verhandelt – bis dahin bleibt das Gesetz vorerst in Kraft.
Pubertätsblocker und Hormontherapien sind gängige Methoden
Unter das Gesetz fallen sowohl Pubertätsblocker als auch Hormontherapien. Behandlungsmethoden, die längst gängige Praxis für trans*Jugendliche sind, sagt Kinder-und Jugendpsychiater Thomas Lempp.
Pubertätsblocker verhindern, dass die Pubertätsentwicklung fortschreitet. Das gibt den Jugendlichen mehr Zeit, in der sie in Ruhe herausfinden können, welche Geschlechtsidentität sie annehmen möchten.
"Pubertätsblocker wirken wie eine Pause-Taste, die die Pubertätsentwicklung aufhält. So haben die Jugendlichen mehr Zeit, um zu gucken: In welche Richtung geht es bei mir mit der Geschlechtsidentität?"
Pubertätsblocker sind reversibel. Das bedeutet: Sobald eine Person, sie nicht mehr nimmt, setzt die Pubertät wieder ein.
Eine Hormontherapie ist im Gegensatz dazu teilweise irreversibel. Sie bewirkt zum Teil Veränderungen, die nicht rückgängig gemacht werden können. Für trans*Menschen ist das eine besonders schwierige Entscheidung, die sie nicht ohne Weiteres fällen.
"I want him to be able to say in ten years: I was given the space to be who I am, to figure out who I am. And I know that my dad loved me every step of the way."
Michael ist 11 Jahre, non-binär und ist in Texas aufgewachsen. In der Schule wurde er aufgrund seiner unbestimmten Geschlechtsidentität gemobbt und bekam Panikattacken. Seit einiger Zeit denkt er darüber nach, Pubertätsblocker zu nehmen. Sein Vater Kingsley unterstützt ihn dabei. Er findet: Als Vater ist es seine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sich sein Kind wohl fühlt und ihm den Raum zu geben, den es dafür braucht.
Umzug an die Ostküste
In Texas ist das nun nicht mehr möglich. Seit September dürfen Ärzt*innen weder Pubertätsblocker noch Hormontherapien an trans*-Jugendliche verschreiben. Wer diese bereits bekommt, muss sie innerhalb eines Jahres absetzen. Thomas Lempp sieht solche Gesetze sehr kritisch: Expert*innen seien überzeugt, dass es Jugendliche gibt, die von geschlechtsangleichenden Maßnahmen sehr profitieren. Den Zugang aus ideologischen oder sogar politischen Gründen zu verwehren, ist aus Sicht des Experten nicht das Recht eines Politikers.
Michael und sein Vater sind im Sommer 2023 an die Ostküste umgezogen – vier Flugstunden von Texas entfernt. Der Umzug war anstrengend, doch Michael geht es jetzt viel besser.
"When you walk into the school, there's like posters at the entrance talking about the importance of pronouns and respecting people's pronouns and identities."
An Michaels neuer Schule herrscht ein ganz anderes Klima: Dort gibt es genderneutrale Toiletten und die Lehrer*innen respektieren seine Pronomen. Für Michael war so etwas in Texas unvorstellbar. Er sagt: "I feel like I'm flying in the sky."