Im Computerspiel Battlefield V kämpft eine Frau in Kriegsbemalung mit einer Waffe an der Front. Die Game-Community kritisiert, das sei historisch nicht korrekt. Tatsächlich waren aber Frauen aktiv am Kriegsgeschehen beteiligt, sagt Deutschlandfunk-Nova-Gameexpertin Jana Reinhard.
Das Spiel versetzt uns in den Zweiten Weltkrieg. Wir begleiten britische Soldaten, die in ein Haus rennen, in das ein Panzer rast. Es wird geschossen, Menschen schreien, das Haus kracht zusammen. Bei der Flucht nach draußen stürzt eine Stahlbrücke über uns ein, Flugzeuge werfen über uns Bomben ab. So der Trailer, der uns Spannung und Action im Zweiten Weltkrieg suggeriert. Deshalb gibt es aber keine Aufregung um den Trailer, sondern weil darin eine Frau auftaucht. Deutschlandfunk-Nova-Gameexpertin Jana Reinhard hat sich den Trailer für uns näher angesehen.
Die Game-Community bewertet die Frauenrolle überwiegend negativ und diskutiert unter dem Hashtag #NotMyBattlefield. Kritisiert wird, dass eine Soldatin, die mit Waffen an der Front kämpft, in Bezug auf den Zweiten Weltkrieg historisch nicht korrekt ist.
Einige Gamer vermuten, dass sich die Spieleentwickler DICE der Political Correctness und Feministen gebeugt haben und deshalb Frauen ins Szenario einbauen, wo sie aber historisch gesehen gar nicht unterwegs waren.
Kritisiert wird auch das Outfit. Eine blaue Kriegsbemalung war damals bei den Soldaten nicht üblich. Die Armprothese der Soldatin erinnert mehr an einen Cyborg oder Fantasy-Figur, als an eine Figur aus dem Zweiten Weltkrieg.
Frauen im Zweiten Weltkrieg
Tatsächlich waren Frauen am Zweiten Weltkrieg und am Kriegsgeschehen beteiligt, aber eben nicht als Soldatinnen an der Front, sondern als Krankenschwestern, Köchinnen, beim Nachrichtendienst, oder als Sekretärinnen. In Großbritannien und auch in Deutschland gab es Frauenbataillone, die eine Flak bedienten. Die USA haben Pilotinnen in Bombern eingesetzt und die Sowjetunion hatte ein Nachtbomber-Regiment, das nur aus Frauen bestand. Von den Deutschen wurden sie die "Nachthexen" genannt.
In Ländern wie Italien, Griechenland, der Sowjetunion oder Polen haben Partisaninnen Waffentraining erhalten und im Widerstand gekämpft. Insgesamt waren aber weniger als 3 Prozent der Kriegsbeteiligten Frauen.
Historische Korrektheit vs. spannende Spielecharaktere
Die Spieleentwickler DICE aus Schweden haben bei dem Computerspiel Battlefield V in Bezug auf das Szenario auf historische Begebenheiten wie Uniformen, Waffen oder stimmige visuelle Realität geachtet. Dafür haben die Entwickler in Museen recherchiert, Bücher und Dokumentationen studiert oder Originalschauplätze besucht.
Letztlich suchen sich die Entwickler aber eher Besonderheiten aus den Geschehnissen heraus, die etwas skurril und dadurch für die Gamer spannend sind. In Battlefield IV gibt es beispielsweise eine Infanterie, die nur aus schwarzen Soldaten besteht. Die Gamer haben sich auch darüber aufgeregt. Tatsächlich gab es im Ersten Weltkrieg die Harlem Hellfighters, die am 2. Juni 1913 gegründet wurden.
Jana vermutet, dass es den Spieleentwicklern gar nicht so sehr um ein gendergerechtes Spiel geht, als vielmehr um die Erweiterung der Charaktere. Bei Battlefield V können bis zu 64 Spieler online beteiligt sein. Bislang spielen eher weniger Frauen Shooter, aber die Zahlen sind steigend. Diese weibliche Gruppe Gamer wollen die Entwickler für ihr Spiel gewinnen.
"Auch wenn sich das absurd anhört, aber auch Frauen wollen Krieg spielen."
Das Gute an der Diskussion um den Trailer zu Battlefield V ist, dass sich dadurch die Gamer auch mit dem Zweiten Weltkrieg und der Biographie von Frauen im Krieg auseinandersetzen, sagt Jana.
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