In "Achtsam Morden" spielt Tom Schilling einen getriebenen Mafia-Anwalt, der sich seines größten Problems dank eines Achtsamkeitstrainings entledigt. Bei Eine Stunde Film erzählt er uns davon. Außerdem zu Gast ist Sandra Maischberger – als Produzentin der Doku "Riefenstahl". Und wir schauen in Sean Bakers Cannes-Gewinnerfilm "Anora" rein, der diese Woche in die Kinos kommt.
Björn Diemel ist – genau wie sein Darsteller Tom Schilling – 42, aber nicht Schauspieler, sondern Anwalt. In einer schmierigen Reiche-Leute-Kanzlei muss er unter anderem permanent einen Mafia-Boss vor dem drohenden Knast retten. Bis dieser es dermaßen übertreibt, dass er ganz schnell untertauchen muss.
Dabei hilft ihm Diemel wortwörtlich (und zwar unbeabsichtigt) "final". Wie gut, dass er gerade erst von seiner Frau Katharina (Emily Cox) die Teilnahme an einem Achtsamkeits-Seminar aufgebrummt bekommen hat, damit er endlich mal nicht mehr permanent auf 180 ist.
Das zahlt sich nun aus, denn die Mafia-Gang wartet auf dringende Anweisungen eines Bosses aus dem vermeintlichen Exil, der aber nichts mehr anweisen kann.
Klingt klamaukig, ist aber richtig gut
Die Mischung, in der die Macher hinter der seriellen Verfilmung der Romanreihe von "Achtsam morden" hier Mafia-Szene und Achtsamkeitstraining miteinander verweben, macht den Witz dieser Serie aus. Tom Schilling ist genau der richtige, wenn es darum geht, immer wieder in zig ausweglosen Situationen kurz vor dem Explodieren zu stehen und sich dann wieder der einen oder anderen Atemübung hinzugeben.
Krimi-Komödie ist kein einfacher Genre-Mix, gelingt in "Achtsam Morden" aber über alle acht Folgen mit Bravour: mit spielerischer Leichtigkeit, brisanten Tempowechseln, Kurzweiligkeit und tollem Ensemble (u.a. Marc Hosemann, Sascha Alexander Gersak und Murathan Muslu).
Achtsam am Set: Zigaretten durch Liegestütze ersetzen
Auch Hauptdarsteller Tom Schilling hat über die Jahre gelernt, achtsamer mit sich selbst umzugehen. Er neigt nämlich dazu, beim Dreh an Filmsets oft unter enormer Anspannung zu stehen.
"Wenn ich mal richtig Druck habe, mache ich ein paar Liegestütze. Das hilft."
Abstellen konnte er das zwar bis heute nicht komplett, aber er hat uns erzählt, dass er zumindest gelernt hat, achtsamer und ein wenig körperbewusster mit der Anspannung umzugehen: "Ich muss zumindest, bevor ich dran bin, nicht mehr 30 Zigaretten rauchen, weil ich denke 'Oh Fuck, ich schaff das nicht!'. Ich akzeptiere das unangenehme Gefühl dann stattdessen und nehme es an." Bei extremer Anspannung helfen ihm Liegestützen.
700 Kisten mit dem Nachlass Riefenstahls
Die Journalistin sowie Fernseh- und Filmemacherin Sandra Maischberger ("Nur eine Frau") hat sich der Mammutaufgabe angenommen, 700 Kisten Nachlass der NS-Filmemacherin Leni Riefenstahl zu durchforsten – wenn auch nicht völlig alleine.
Daraus ist der Dokumentarfilm "Riefenstahl“ entstanden, der diese Woche im Kino startet. Inszeniert und montiert wurde er vom Regisseur Andres Veiel. Anna Wollner hat die Produzentin Sandra Maischberger vor einem Fahrstuhl beim Filmfest in Venedig getroffen und mit ihr darüber gesprochen.
Romantische Dramedy um Stripperin und russischem Milliardärssohn
Außerdem stellen wir euch den Film "Anora" vor, der dem US-Amerikaner Sean Baker eine goldene Palme bei den Filmfestspielen in Cannes beschert hat. Ein Film über eine junge Stripperin (Mikey Madison), die sich auf einen verwöhnt-verpeilten russischen Milliardärssohn einlässt.
- Serien-Review "Achtsam Morden"
- Interview mit dem Serien-Hauptdarsteller Tom Schilling zu "Achtsam Morden"
- Dokumentarfilm-Review "Riefenstahl"
- Interview mit der Prozentin Sandra Maischberger zur Doku "Riefenstahl"
- Kinoflim-Review "Anora"