Ach komm, jeder ist mal traurig. Wahrscheinlich kann Tobi Katze diesen Satz nicht mehr hören. Er ist einfach zu falsch. Denn Tobi hat Depressionen. Wie er es trotzdem geschafft hat, einen Bestseller zu schreiben - das erzählt er Sven Preger in Eine Stunde Talk.
Tobi und ich kennen uns. Noch aus Dortmunder Uni-Zeiten. Diese Stadt, die so schön sein kann wie ein ungerechter Elfer für die gegnerische Mannschaft - in der Nachspielzeit. Macht auf Strukturwandel, große Einkaufs-Mall, Technologie-Park - aber eben auch immer wieder Borussia, Bier und Binnenhafen.
"Ich bin lange untherapiert durch die Gegend gelaufen und habe vieles mit Alkohol kompensiert."
Gerade die letzten beiden Sachen kennt Tobi Katze sehr gut. Er hat bis vor kurzem in Dortmund gewohnt, gerade ist er nach Bochum umgezogen. Ein Projekt, das er sich vor Jahren nicht vorstellen konnte. Da lag er tagelang in seiner Wohnung und starrte Decke und Tapete an.
Bis er sich Hilfe gesucht hat und klar wurde: das Leben muss sich nicht so ätzend anfühlen. Dafür gibt es einen Namen: Depressionen. Der Buchtitel bringt das Gefühl für Tobi auf den Punkt: Morgen ist leider auch noch ein Tag.
"Ich habe das Buch geschrieben, weil es immer noch viele Missverständnisse gibt."
Tobi hat seine Erkrankung öffentlich gemacht - auch weil sich eine depressive Freundin das Leben genommen hat. Danach war für ihn klar: Es muss sich was ändern, auch in der öffentlichen Wahrnehmung. Insgesamt hat Tobi drei Jahre tiefenpsychologische Therapie hinter sich. Aufstehen geht heute gut. Arbeiten auch: Tob ist gerade auf Buch-Tour Aber manchmal erwischt es ihn noch nachmittags. Dann überfallen ihn die Depressionen wie eine Panikattacke.
"Niemand bringt sich gerne um. Suizid ist keine freie Entscheidung."
Heute Abend erzählt er von dem Suizid einer Freundin, wie er es schafft, die Raumtemperatur sinken zu lassen und warum Poesie und sein Arm auf immer zusammen gehören.
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