Wir wissen alle: Wer auf sozialen Netzwerken aktiv ist, der lässt fleißig Daten mitlesen. Im Fall von Tinder ist das aber besonders brisant. Denn da wird es intim.
Eine französische Journalistin Judith Duportail wollte es genau wissen: Wie viele und vor allem welche Daten hat die Dating-App Tinder eigentlich von mir gespeichert? Mit Hilfe von Anwälten hat sie die Daten bei Tinder angefordert. Nach dem EU-Datenschutzgesetz hat jeder Nutzer das Recht, seine Daten anzufordern. Laut Tinder machen das aber nur sehr wenige - und es ist auch gar nicht so leicht, die Unternehmen zur Herausgabe dieser Daten zu bewegen.
Vier Jahre lang hat Judith Duportail die Dating-App genutzt. Das macht am Ende 800 Seiten Daten. Darin steht unter anderem das Durchschnittsalter der Männer, für die sich Judith interessiert oder auch wann und vor allem von wo sie mit den gematchten Männern gechattet hat.
"I took a trip into my hopes, fears, sexual preferences and deepest secrets. Tinder knows me so well."
Außerdem sind auch Daten anderer Netzwerke enthalten, zum Beispiel ihre Facebook-Likes. Denn Tinder und Facebook sind miteinander verbunden. Genau so wie Instagram - und so hat Judith auch Daten aus ihrem längst gelöschten Instagram-Profil bei Tinder gefunden.
Tinder macht kein Geheimnis aus Datensammelwut
Tinder selbst macht kein Geheimnis aus seiner Datensammelwut. In den Geschäftsbedingungen der Dating-App steht zum Beispiel ganz deutlich: "Du solltest nicht erwarten, dass deine persönlichen Daten, Chat oder andere Kommunikationsinhalte immer sicher sind."
Aber: Tinder ist nun mal explizit darauf ausgelegt, dass Menschen dort sehr intime Details aus ihrem Leben preisgeben. Und diese Daten werden genutzt - denn einige davon sind öffentlich einsehbar. Mit bestimmten Programmen, sogenannten Scrapern, lassen sich die öffentlichen Daten sammeln und zueinander in Beziehung setzen. Zuletzt wurde das im Mai für eine Studie gemacht. Auch über das Datingportal OKCupid wurden schon solche Daten gesammelt und für Studien genutzt.
Noch wurden keine Daten missbraucht
Bislang sind noch keine Fälle bekannt, in denen die gesammelten Daten in irgendeiner Form missbraucht wurden. Wem es also egal ist, was mit den Daten passiert, der wird auch weiter diese Apps nutzen.
"Wem Datenschutz wichtig ist, der ist vermutlich sowieso weder bei Facebook noch bei Tinder."
Wer so ein Zwischending fährt und ein bisschen darauf achtet, welche Daten wo preisgegeben werden, der sollte sich das mit Tinder vielleicht doch noch mal überlegen, rät Netzreporter Konstantin Köhler. Einfach, weil da wirklich sehr intime Dinge zwischen Menschen ausgetauscht werden.