Schimpansen sehen ja eigentlich niedlich aus. Aber das Äußere täuscht manchmal. Beobachtungen bei wildlebenden Schimpansen zeigen: wenn ihnen der Kragen platzt, sind sie zu allem bereit.
Im Gegensatz zu den anderen sogenannten Menschenaffen - sprich Gorillas, Bonobos und Orang-Utans - haben Schimpanse eine dunkle Seite. Sie vergewaltigen, morden und töten sogar Kinder. Kleine Entschuldigung: sie machen das nur während eines Kriegs zwischen zwei rivalisierenden Schimpansengruppen. Zumindest dachten Forscher das lange Zeit.
Rache am Ex-Chef
Doch 2013 wurde ein wirklich außergewöhnlicher Fall bekannt. Eine Gruppe senegalesischer Schimpansen tötete ihren Ex-Anführer auf brutalste Weise und schändete und verstümmelte anschließend seinen Körper. Wissenschaftler der University of Iowa in Fongoli beobachten seit 2005 eine im Südosten Senegals ansässige Schimpansengruppe. Eines nachts wurden sie von lautem Gebrüll geweckt.
Ein 17 Jahre altes Männchen namens Foudouko lag tot im Dschungel. Es wurde von den Mitgliedern seiner Gruppe ermordet. Seine Hände und Arme waren voller Bisse und Kratzer. Die Forscher glauben, dass zwei Schimpansen Foudouko an den Armen festgehalten haben, so dass die anderen aus der Gruppe auf ihn einprügeln konnten.
Und damit nicht genug: Als die Forscher bei der Leiche ankamen, schlugen die Affen immer noch auf den toten Schimpansen ein, rissen ihm die Kehle heraus, bissen in seine Genitalien und verzehrten sogar Fleischstücke, die sie aus der Leiche herausgerissen hatten.
Genug vom alten Anführer
Die Schimpansen-Gruppe war also ordentlich wütend auf Foudouko. Er war nicht irgendwer, sondern um 2005 herum noch der absolute Chef der Gruppe. Die Forscher haben das daran erkannt, dass alle anderen ihn mit dem "Pant-Grunt" begrüßt haben, einem bestimmten Schrei.
"Foudouko wurde von den amerikanischen Forschern 'Saddam' genannt. Er herrschte nämlich mit Brutalität und auch mit einer extremen Aggressivität über seine Schimpansengruppe."
Aber 2007 verlor der Alpha-Schimpanse seine Position, weil sein Assistent, das Betamännchen, verletzt wurde. Ohne ihn konnte er seine Position nicht halten. Die jüngeren in der Gruppe hatten wohl genug von ihm und vertrieben ihn, so dass er fünf Jahre alleine und ohne Kontakt zur Gruppe gelebt hat.
Comeback des Chefs
Ein Comeback wollten die Männchen, die durch seinen Weggang in der Hierarchie aufgestiegen waren, verhindern. Als Foudouko sich dann auch noch einem der wenigen Weibchen der Gruppe näherte, ist den anderen Männchen wohl der Kragen geplatzt, schließen die Forscher.