• Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Auf Hawaii sorgen verwilderte Schweine dafür, dass immer mehr einheimische Vögel an Vogelmalaria erkranken.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts gab es auf Hawaii überhaupt keine Schweine. Die ersten europäischen Siedler brachten Hausschweine mit nach Hawaii und von diesen Hausschweinen entkamen einige und verwilderten. Es folgte eine enorme Vermehrung dieser Schweine, denn das Nahrungsangebot in der üppigen Vegetation war ideal und natürliche Feinde waren nicht vorhanden.

"Ein einzelnes Schweinepaar und seine Nachkommen können - zumindest theoretisch - innerhalb von fünf Jahren 15.000 Ferkel produzieren. Hinzu kam auch noch, dass natürliche Feinde fehlten."
DRadio-Wissen-Biologe Mario Ludwig

Schweine helfen den Moskitos

Die verwilderten Schweine schadeten aber nicht nur der Hawaiianischen Vegetation, indem sie seltene Pflanzen fraßen, sondern sie wühlten auf der Nahrungssuche auch im Boden. Dabei entstanden immer mehr kleine Kuhlen, in denen sich das Regenwasser sammelte. Mit der Zeit entstanden so in den Wäldern Hawaiis unzählige neue Kleinstgewässer. Diese Kleinstgewässer boten den ebenfalls von europäischen Siedlern nach Hawaii eingeschleppten Moskitos optimale Brutbedingungen, die zu einer raschen Vermehrung der Moskitos führten. Unter diesen Moskitos waren auch Exemplare, die Träger des "Vogelmalaria"-Erregers waren.

Die Vogelmalaria ist eine Art der Malaria, die durch sogenannte Plasmodien - Einzeller - erregt wird. Diese Erreger werden durch Stechmücken übertragen. Normalerweise verläuft die Krankheit nicht tödlich. Anders ist das allerdings auf Hawaii: Weil es Moskitos hier erst seit rund 250 Jahren gibt, fehlt eine lange gemeinsame Evolution und die Vögel haben keinerlei Widerstandskräfte gegen den Erreger der Vogelmalaria ausbilden können.

70 Prozent aller Vogelarten ausgestorben

Vor allem die Familie der finkenähnlichen Kleidervögel ist extrem von der Vogelmalaria bedroht. Laborexperimente zeigen, dass 90 Prozent dieser Vögel bereits nach einem einzigen Stich eines infizierten Moskitos sterben. Von den nur auf der hawaiischen Inselgruppe vorkommenden endemischen 34 Kleidervogelarten sind bereits 13 ausgestorben. Seit dem Eintreffen der Europäer auf Hawaii sind insgesamt rund 70 Prozent aller Vogelarten ausgestorben.

"Blitz-Co- Evolution"

Die Zahl der Hawaii-Amakihi-Kleidervögel hat in den letzten Jahren dennoch deutlich zugenommen. Und das, obwohl rund 80 Prozent der Vögel mit dem Malariaerreger infiziert sind.

"Möglicherweise kommt für die bedrohte Vogelwelt aber auch Hoffnung von einer anderen Seite."
DRadio-Wissen-Biologe Mario Ludwig

Die Vögel sind also deutlich unempfindlicher, ja sogar möglicherweise resistent gegen den Erreger geworden. Wissenschaftler sind der Ansicht, dass hier eine Art "Blitz-Co-Evolution" stattgefunden hat. Gemeint ist eine schnelle, wechselseitige Anpassung der beiden beteiligten Partner.

Maßnahmen zur Rettung der Vogelwelt

Zur Rettung der Vogelwelt hat die Regierung von Hawaii verschiedene Maßnahmen ergriffen. Zum einen versucht man durch aktive Bejagung und das Aufstellen von Fallen die Schweinezahlen deutlich zu verringern. Zum anderen werden besonders sensible Vogelbrutgebiete erst von den dort lebenden Schweinen befreit und dann eingezäunt, um das erneute Eindringen zu verhindern. Das Konzept ist erfolgreich. Viele der gesicherten Gebiete haben sich inzwischen nahezu vollständig erholt. Aber natürlich findet auch eine Bekämpfung der Moskitos statt. Der Einsatz chemischer oder biologischer Bekämpfungsmittel in den Bruttümpeln führt zum Tod der Larven. Eine weitere Maßnahme ist, die Tümpel zuzuschütten.

Shownotes
Das Tiergespräch
Schweine gegen Vögel
vom 08. März 2017
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Mario Ludwig, DRadio Wissen