Fressen und gefressen werden - so läuft das normalerweise im Tierreich. Es gibt aber auch andere Geschichten: Da hat eine Rattenschlange etwa einen Hamster adoptiert. Mehr davon mit unserem Tierexperten.
Das Leben ist voller Überraschungen - manchmal auch für eine kleine Oryx-Antilope. Statt ihrer leiblichen Antilopenmutter hatte sie plötzlich eine ungewöhnliche Ziehmutter: eine Löwin, die sie quasi raubte und wie ein eigenes Junges beschützte. So geschehen 2002 in einem kenianischen Nationalpark. Die ungewöhnliche Löwin hatte sich mehrmals artfremde Adoptivkinder zugelegt. Die Einheimischen nannten sie deshalb "Kamuniak", was "Gesegnete" bedeutet.
Artübergreifende Adoptionen kommen im Tierreich immer mal wieder vor. Zum Beispiel haben schon wiederholt Dackel verwaiste Tigerbabys adoptiert. Vor Kurzem hat ein Sibirischer Tiger in einem russischen Safaripark einen Ziegenbock adoptiert, der ihm von seinen Wärtern eigentlich zum Verzehr vorgesetzt worden war. Und im Zoo von Tokio gab es 2006 eine ganz enge Beziehung zwischen einer sogenannten Rattenschlange und einem Hamster.
"Die Gründe, artfremd zu adoptieren, sind von Fall zu Fall verschieden. Manchmal übertragen Tiermütter, die das eigene Junge verloren haben, ihren Brutpflegeinstinkt auf artfremde Tiere."
Schildkröte und Nilpferd gehen schwimmen
Ein Beispiel noch für eine ganz skurrile Geschichte: In Kenia hat einmal eine männliche Riesenschildkröte namens "Mzee" ein zwei Jahre altes Nilpferd mit Namen "Owen" adoptiert. Während des Tsunamis im Jahr 2004 wurde Owen nämlich von einer Welle erfasst und strandete auf einem Riff. Bewohner eines nahegelegen Orts befreiten das kleine Nilpferd und brachten es in einem Naturschutzgebiet unter. Dort traf Owen auf Mzee und schloss sich der Schildkröte sofort an. Er folgte Mzee überall hin, schwamm mit ihm und schlief an seiner Seite.
"Bald war das ungleiche Paar unzertrennlich. Beide fraßen gemeinsam und Owen leckte seinem Adoptivvater den Panzer. Mittlerweile lebt Owen allerdings getrennt von Mzee mit einem Nilpferdweibchen zusammen."
Es gibt verschiedene Theorien, warum es immer wieder zu solchen Konstellationen kommt. Manche Verhaltensforscher sprechen von einer Fehlprägung. Andere, wie der amerikanische Psychologe Frans de Waal, meinen, dass zumindest Affen über eine Art moralische Instanz verfügen und deshalb fremde, elternlose Jungtiere aus instinktiver Fürsorge heraus adoptieren. Doch das ist innerhalb der Wissenschaft umstritten.