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Während wir schlafen, ist unser Körper mal aktiver, mal gelähmt, mal wachen wir sehr schnell auf, mal schlafen wir tief und fest. Die verschiedenen Schlafstadien haben unterschiedliche Funktionen - und sie sorgen dafür, dass wir fit und erholt aufwachen.

Vom Leicht-, Tief- und REM-Schlaf haben die meisten von uns schon einmal gehört. Wissenschaftler*innen sprechen aber von mehr als drei Schlafstadien. Sie unterscheiden den leichten Schlaf in zwei verschiedenen Stadien und sprechen dann von “Leichtschlaf 1” und “Leichtschlaf 2”. Außerdem ist das Wachsein auch ein Schlafstadium, denn dass wir regelmäßig aufwachen, gehört zum Schlafen einfach dazu.

Der Körper durchläuft pro Nacht alle Schlafstadien mehrmals in Zyklen. Jeder dieser Zyklen dauert ungefähr 80 bis 120 Minuten. Im Lauf der Nacht verändern sich die Anteile der Schlafstadien in jedem Zyklus.

Wie unsere Nacht abläuft

Los geht es mit dem ersten Leichtschlafstadium. Wenn wir ins Bett gehen, dann beginnen wir, uns zu entspannen und schlafen irgendwann ganz leicht ein. Werden wir in dieser Phase geweckt, dann denken wir oft, wir hätten noch gar nicht geschlafen. Im Schlaflabor lässt sich aber sehen, dass es doch so ist.
Danach kommen wir in das zweite Leichtschlafstadium. Weckt man uns in dieser Zeit, dann wissen wir: Wir haben geschlafen. Auch unser Körper stellt sich auf die Nacht ein: Die Muskeln entspannen sich immer mehr.

"Man kennt das manchmal als Schlüsselschlaf. Denn wenn man mit dem Kopf auf dem Tisch schläft und einen Schlüssel in der Hand hält, dann lassen wir ihn in diesem Schlafstadium fallen."
Christine Blume, Schlafforscherin

Nach dem leichten Schlaf fallen wir dann irgendwann in eine erste Tiefschlafphase. Der Tiefschlaf ist wichtig, um den inneren Akku wieder aufzuladen. Es gibt in dieser Zeit kurze Momente, in denen unser Gehirn nahezu inaktiv ist, sich also richtig abschaltet. Wir reagieren dann auch nicht auf Reize aus der Außenwelt. Im Tiefschlaf wird das Gehirn von Stoffwechselprodukten gereinigt, die sich dort am Tag angesammelt haben.

Tiefschlaf haben wir vor allem in der ersten Hälfte der Nacht - also zum Beispiel in den ersten vier Stunden, wenn wir acht Stunden schlafen. Danach ist unser Akku wieder aufgeladen und der Körper bereit für mehr REM-Schlaf, das aktivste Schlafstadium, zumindest wenn man die Gehirnaktivität betrachtet.

Der “Rapid-Eye-Movement”-Schlaf nennt sich so, weil sich die Augen in dieser Phase manchmal schnell bewegen. Im Schlaflabor lässt sich das anhand eines Graphen erkennen. Der REM-Schlaf wird häufig assoziiert mit Kreativität oder Problemlösung. In dieser Phase ist der Körper gelähmt, das Gehirn jedoch relativ aktiv. Auch wenn wir in allen Schlafstadien träumen: Die Träume, an die wir uns lebhaft erinnern können, finden oft in einer REM-Phase statt.

Leicht-, Tief- und REM-Schlaf wiederholen sich in der Nacht immer wieder. Die Schlafforschung spricht dabei von Schlafzyklen. In der ersten Nachthälfte verbringen wir mehr Zeit im Tiefschlaf, in der zweiten mehr im REM-Schlaf.

Jeder Schlaf ist individuell

Aber auch Wachsein gehört zum Schlafen dazu. Wir wachen pro Nacht etwa 20 bis 30 Mal auf. Meist können wir uns aber nicht daran erinnern. Manchmal dauert so eine wache Phase 30 Sekunden, manchmal eine Minute. Würden wir in dieser wachen Zeit angesprochen werden, dann könnten wir uns am nächsten Tag vermutlich auch daran erinnern. Wir nutzen diese Zeit zum Beispiel, um uns zu drehen.

Bei jedem Menschen sehen die Schlafzyklen ein wenig anders aus. Unsere Gene haben zum Beispiel Einfluss darauf:

"Der Schlaf bzw. die Abfolgen der Schlafstadien sind wie ein Fingerabdruck."
Christine Blume, Schlafforscherin

Auch unser Lifestyle kann den Schlaf beeinflussen. Waren wir zum Beispiel lange draußen zum Wandern, Radfahren oder Spazieren, dann beeinflusst das unseren Tiefschlaf. Denn je mehr Tageslicht wir über Tag tanken, desto mehr Tiefschlaf bringt die Nacht. Außerdem kann sich der Schlaf ändern, je nachdem, wann wir ins Bett gehen oder wie warm oder kalt unser Schlafzimmer ist. Ist die Körpertemperatur etwas niedriger, dann haben wir mehr Tiefschlaf.

Spannend ist, dass die Forschung noch gar nicht alles über die Schlafstadien weiß.

“Wir wissen, was in den Schlafstadien Unterschiedliches passiert. Aber warum dieser ständige Wechsel notwendig ist und was passiert, wenn es diesen Wechsel vielleicht nicht gibt, das ist noch unklar.”
Christine Blume, Schlafforscherin

In dieser Folge Über Schlafen sprechen Wissenschaftsjournalistin Ilka Knigge und Schlafforscherin Dr. Christine Blume im Detail über die verschiedenen Schlafstadien und Christine versucht, vertonte Schlafstadien zu erkennen. Außerdem räumen die beiden mit dem Mythos auf, der beste Schlaf sei der Schlaf vor Mitternacht.

Wir freuen uns über euer Feedback und Themenvorschläge an ueberschlafen@deutschlandfunknova.de.

Shownotes
Tief, Leicht, REM
Warum durchlaufen wir verschiedene Schlafphasen?
vom 30. Mai 2023
Moderation: 
Ilka Knigge
Gesprächspartnerin: 
Dr. Christine Blume, Schlafforscherin
    Unsere Quellen:
  • Berry RB, Brooks R, Gamaldo CE, Harding SM, Lloyd RM, Marcus CL, Vaughn BV for the American Academy of Sleep Medicine. The AASM Manual for the Scoring of Sleep and Associated Events: Rules, Terminology and Technical Specifications, Version 2.2. www.aasmnet.org.
  • Lauren M. Hablitz, Maiken Nedergaard (2021). The glymphatic system. Current Biology.
  • Cai et al. (2009). REM, not incubation, improves creativity by priming associative networks. Proceedings of the National Academy of Sciences.
  • Derk Jan Dijk, Domien G.M. Beersma (1989). Effects of SWS deprivation on subsequent EEG power density and spontaneous sleep duration. Electroencephalography and Clinical Neurophysiology.
  • Vogel, G.W. Buffenstein, A,. Minter, K, Hennessey, A. (1990). Drug effects on REM sleep and on endogenous depression. Neuroscience & Biobehavioral Reviews.
  • Wams, E.J. et al. (2017). Linking Light Exposure and Subsequent Sleep: A Field Polysomnography Study in Humans, Sleep.
  • Kräuchi, K, Fattori, E., Giordano, A., Falbo, M., Iadarola, A., Aglì, F., Tribolo, A., Mutani, R, Cicolin, A. (2018). Sleep on a high heat capacity mattress increases conductive body heat loss and slow wave sleep. Physiology & Behavior.
  • Buckelmüller, J., Landolt, H.P., Stassen, H.H., Achermann, P. (2006). Trait-like individual differences in the human sleep electroencephalogram. Neuroscience.