Thilafushi ist die Müllkippe der Malediven - und für Umweltschützer ein Riesenskandal. Doch in den blank geputzten Urlaubsresorts der Hauptinsel sieht man von den Müllbergen nichts. Fotojournalistin Lena Wöhler war darum dort und hat uns Bilder mitgebracht.
Die Malediven im Indischen Ozean sind ein Urlaubsparadies wie im Bilderbuch: Türkisfarbenes Wasser, weiße Sandstrände, von Palmen gesäumt. Doch die Traumkulisse hat einen Schönheitsfehler. Und der heißt Thilafushi und ist die Müllkippe im vermeintlichen Paradies.
"Ich wusste ungefähr, was ich sehen werde. Aber als ich es dann gesehen habe, war ich ziemlich sprachlos."
Rauch am Horizont
Als die Fotojournalistin Lena Wöhler 2016 zum ersten Mal auf die Malediven reiste, entdeckte sie die Müllhalde eher zufällig. Eigentlich war sie auf der Hauptinsel Male, um dort ein paar Hochzeitsfotos zu schießen. Täglich sah sie aber diese schwarzen Rauchwolken am Horizont.
"Man hat schon Massen an Müll gesehen - aber nicht so."
Nachdem Lena Wöhler zu der Sache ein wenig recherchiert hatte, ist sie mit einer Arbeiterfähre nach Thilafushi gefahren. Auffällig war sie schon - eine Frau, blonde Haare. Aber irgendwie hat sich trotzdem keiner dafür interessiert, warum sie dort hin wollte.
"Auf der Fähre war mir schon ein bisschen mulmig zumute, weil da nur Männer waren."
Müll der stinkt und brennt
Thilafushi war früher eine kleine Lagune. Doch durch den Müll wird sie immer größer: Rund 400 bis 600 Tonnen unsortierter Abfall landet dort täglich, er wird angezündet und dann mit Sand zu einer ebenen Fläche planiert. So wird aus der Lagune eine immer größere Insel. Ein bisschen sehe es aus, wie in einer Geisterstadt, sagt Lena Wöhler.
Was sie auf Thilafushi gesehen hat, hat die Fotojournalistin schlicht sprachlos gemacht. "Man hat schon Massen an Müll gesehen", sagt sie, "aber nicht so." Denn der Müllberg brennt, stinkt und explodiert auch hin und wieder an manchen Stellen.
Ein Müll-Job für Gastarbeiter
2018 ist Lena Wöhler noch einmal nach Thilafushi gefahren, denn ihr wurde klar: Da geht es nicht nur um Müll. Wenn sie als Fotojournalistin eine Geschichte erzählen möchte, dann geht es auch um die Menschen, die dort arbeiten müssen. Meist sind das Gastarbeiter aus Bangladesch.
"Die Arbeiter haben gar nicht mehr wahrgenommen, in welchen Müllmassen sie da leben."
Die Arbeiter hat Lena Wöhler bei ihrer zweiten Reise kennengelernt - und ebenfalls auf ihren Fotos festgehalten. Sie leben auf Thilafushi in Massenunterkünften, im Monat verdienen sie rund 250 Euro, sagt sie. Die meisten Bangladeschi bleiben über Jahrzehnte auf der Müllinsel.
"Thilafushi ist nicht nur eine riesengroße Müllinsel, sondern es geht auch um die Menschen, die dort arbeiten müssen, die Politik und den Tourismus."
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