Gesellschaftlich und juristisch hat die Toleranz gegenüber Homosexuellen zugenommen. Trotzdem gibt es nach wie vor Diskriminierungen und Homophobie. Warum? Darüber spricht Klaus Theweleit im Hörsaal.
Woher kommt Homophobie, diese Angst oder Aversion gegen Schwule und Lesben? Es gibt verschiedene Erklärungsansätze. Die einen sagen, Homophobie entstehe durch Sozialisation. Einige Psychologen meinen wiederum, dass Angst eine maßgebliche Rolle spielt, zum Beispiel die Angst vor eigenen homosexuellen Tendenzen. Und die Leute, die gegen Homosexualität sind, begründen ihre Ablehnung meist mit moralischen oder religiösen Argumenten.
"Staatlich geschürte oder verordnete Homophobie stützt den staatlich verordneten zweigeschlechtlichen Eheverband als Grundstütze der staatlichen Macht."
Klaus Theweleit, streitbarer und nicht unumstrittener Kulturtheoretiker und Schriftsteller, erklärt Homophobie durch gesellschaftliche Machtverhältnisse. In seinem Vortrag "Homophobie - Keine Ahnung, was das ist" erläuterte er, wo Homophobie seiner Ansicht nach ihren Ursprung haben könnte und welche Folgen die Akzeptanz von Orientierungen jenseits der Heterosexualität mit sich bringt. Seine Argumentation illustriert er mit vielen Beispielen aus eigenem Erleben und aus den Medien.
"Die Freigabe homo- und transgendersexueller Praktiken befreit die Frau aus ihrer untergeordneten Rolle im traditionellen Familienverband."
Aufgezeichnet wurde der Vortrag am 10. November 2014 am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI). Er machte den Auftakt für eine Vortragsreihe des KWI mit dem Titel "Homophobie im globalen Kontext", die vom KWI gemeinsam mit dem Käte Hamburger Kolleg / Centre for Global Cooperation Research und dem Soziologen Andreas Langenohl organisiert wird.
"Für den antischwulen Gröler im Stadion heißt das: Er wird seiner Macht beraubt."
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