Sie ist die erfolgreichste Popmusikerin unserer Zeit. Doch das Talent und die Songqualität von Taylor Swift werden immer wieder infrage gestellt, besonders von alten weißen Männern. Ein Vortrag des Kulturwissenschaftlers Jörn Glasenapp.
Taylor Swifts "The Eras Tour" ist die kommerziell erfolgreichste Konzerttour aller Zeiten. Ihre Fans, die "Swifties", sind begeistert. Jörn Glasenapp ist Professor für Literatur und Medien an der Universität Bamberg und selbst bekennender "Swiftie". In seinem Vortrag analysiert er, wie über Taylor Swift und ihre Musik geurteilt wird und warum das oft problematisch oder falsch ist.
Wie "alte weiße Männer" Taylor Swift kritisieren
Das Lob an den Songs von Taylor Swift bezeichnet Glasenapp als "oft vergiftetet". Ein Beispiel: Allerspätestens seit 2014, so Glasenapp, ist Swift ein Megastar. Doch seriöse Feuilletons oder Musikzeitschriften, die etwas auf sich halten, ignorieren sie.
"Folklore und Evermore erschienen, und plötzlich war Taylor Swift für alle seriösen Medien eine Meisterin ihres Fachs. Was war passiert? Sie hatte das Genre gewechselt. Das meine ich mit vergiftetem Lob."
Erst als ihre beiden Alben "Folklore" und "Evermore" rauskamen, änderte sich das schlagartig. Auf einmal hieß es, diese Alben seien Meisterwerke. Was war geschehen? Taylor Swift hatte das Genre gewechselt.
"Ich sage es ganz ehrlich: Lover, das Album davor, war viel besser. Aber es hatte ein pinkes Cover und es war Popmusik. Damit tat sich die Kritik schwer."
In seinem Vortrag arbeitet Glasenapp heraus, warum die Kritik an Taylor Swift oft frauenfeindliche Züge hat und seiner Einschätzung nach ungerechtfertigt ist. Viel dieser Kritik komme aus einer "Alte-weiße-Mann-Haltung", argumentiert der Kulturwissenschaftler. Dabei wird klar: Der "alte weiße Mann" muss nicht unbedingt eine Person sein, es ist vielmehr eine Haltung. Und die führt zu verschiedenen Kritikmustern, die Glasenapp in seinem Vortrag unterscheidet und mit konkreten Beispielen illustriert.
Jörn Glasenapp ist Professor für Literatur und Medien an der Universität Bamberg und bekennender "Swiftie". Seinen Vortrag "Taylor Swift und die alten weißen Männer" hielt er am 2. Juli 2024 an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder).