Neun Tage lang hat es gedauert, bis die Jugendlichen in der thailändischen Höhle entdeckt wurden. Neun Tage in Dunkelheit und Angst. Aber noch ist das Drama nicht zu Ende: Die Rettung ist kompliziert. Wie verkraften die Jugendlichen das? Wir reden mit Thomas Weber, Psychologe und Traumatherapeut.
Die Freude war riesig, als Retter das Fußballteam aus 12 Jungen im Alter von elf bis 16 Jahren plus Trainer endlich in einer Höhle gefunden haben. Dort sind die Jugendlichen seit neun Tagen eingeschlossen. Bis die Mannschaft wirklich aus der Tiefe gerettet ist, könnten noch Wochen, im schlimmsten Fall Monate vergehen.
Es drohen posttraumatische Belastungsstörungen
Menschen in solchen extremen Situationen erleben meist ein Trauma, sagt Thomas Weber, Psycholge und Traumatherapeut. Zunächst haben sie Todesängste. Das Gehirn kann diese Gefühle nach wenigen Tagen nicht mehr regulieren. Das führt dann zu Apathie, Hoffnungslosigkeit und häufig zu einer posttraumatischen Belastungsstörung.
"Dieser Dunkelheit ausgesetzt zu sein, kann dazu führen Angst vor Dunkelheit zu haben, in geschlossenen Räumen zu sein oder auch Flashbacks zu haben."
Vor allem die Tatsache, dass die Jungs und ihr Trainer schon seit neun Tage in der Höhle ausharren, macht die Situation so schwierig. "So lange in einer Lebensbedrohung zu sein und ohne Kontakt nach außen, ist schon eine Extremerfahrung", sagt Thomas Weber.
Dass sie gerettet werden, muss erst einmal ankommen
Hinzu kommt, dass die Mannschaft nach wie vor dort unten festsitzt. Das Team weiß zwar, dass es gefunden wurde, aber wirklich gerettet ist es eben noch nicht. Außerdem, so Weber, dauert es bis die Erleichterung über Hilfe und Rettung wirklich bei den Betroffenen ankommt. "Sie fühlen erst einmal gar nichts. Sie fühlen sich eher emotional leer oder auch sehr ängstlich", sagt Thomas Weber. Bestimmt sei die Erleichterung in den Medien, in der Bevölkerung und natürlich bei den Familien riesig, aber bei den Jungen und ihrem Trainer vielleicht noch nicht angekommen.
"Sie sind gefunden. Es gibt Überlebenschancen. Ich glaube aber, das Gefühl der Rettung findet in diesen Menschen noch nicht statt."
Für die Jugendlichen ist ein Vorteil, dass sie eine Mannschaft sind. Sie kennen sich, sind sich vertraut - und ein Team. "Das kann sich traumamindernd auswirken", sagt Thomas Weber. In solchen Extremsituationen können sich Gruppen gegenseitig helfen. Ob das gelingt, hängt aber auch von dem Trainer ab und inwieweit er psychologisch positiv auf die Jungen einwirken kann.
Die Rettung von außen läuft derweil auf Hochtouren weiter.
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