Tolle neue Hose, witzige Socken oder knalliges Shirt. Die Frage ist: Müssen wir neue Klamotten erstmal waschen? Dafür spricht einiges. Bei neuer Kleidung geht es um unsere Gesundheit - und um die Umwelt.
"Im Grunde sollte man jedes neue Kleidungsstück als erstes in die Waschmaschine schmeißen", rät Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Kerstin Ruskowski. Dafür gibt es hygienische Gründe: Denn die Kleidung hat im Laden womöglich schon eine andere Person anprobiert.
Ein anderer Punkt sind chemische Stoffe, die in den neuen Klamotten enthalten sein können. "Nicht nur Farbstoffe, sondern auch Mittel gegen Knittern, gegen Schimmel, Weichmacher oder Biozide", sagt Kerstin Ruskowski. Outdoorkleidung kann auch Chemikalien enthalten, die Wasser abweisen.
Grundsätzlich wird empfohlen: Erst waschen, dann tragen
Mit entscheidend ist auch, wo am Körper wir die neuen Sachen tragen. Als Faustregel lässt sich sagen: Je näher die Kleidung am Körper ist, desto eher sollten wir sie waschen, rät unsere Reporterin. Eine neue Jacke muss nicht zwingend direkt in die Waschmaschine, Socken schon eher. "Und bei Unterwäsche auf jeden Fall", sagt Kerstin Ruskowski.
"Je näher du ein Kleidungsstück am Körper hast, desto wichtiger ist es, dass du es vor dem ersten Anziehen wäschst."
Outdoorjacken mit Spezialimprägnierung, denen häufiges Waschen nicht gut tut, können wir vor dem Tragen auch zum Auslüften aufhängen. Das gilt insgesamt für Kleidung, die stark nach Chemie riecht.
Aber: Wenn neue Kleidung intensiv riecht, ist das nicht unbedingt ein Hinweis auf mögliche gefährliche Chemikalien. Wie stark es riecht, kommt auch drauf an, wie und wie lange etwas verpackt war – zum Beispiel in Plastik.
Chemische Stoffe in der Kleidung
Dennoch können Schadstoffe in unserer Kleidung sein, auch wenn diese in Deutschland verboten sind. Denn: "Das zu kontrollieren, ist schwierig", sagt unsere Reporterin. "Auch weil die Hersteller diese Stoffe nicht angeben müssen." Auf den Etiketten ist zwar geschrieben, woraus das Kleidungsstück besteht. Aber nicht, womit es behandelt wurde.
Eine Kontrolle ist auch schwierig, weil mittlerweile so viel Kleidung weltweit produziert und gekauft wird wie eben in Deutschland. Deshalb sind nur Stichproben möglich, so Kai Nebel von der Fachhochschule Reutlingen. Er forscht vor allem zu Nachhaltigkeit in der Textilbranche.
"Bei dieser Masse an Textilien kann man nicht jedes Kleidungsstück messen, ob Schadstoffe drin sind. Das sind immer nur Stichproben."
Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung sagt, dass eine Kontrolle nicht möglich sei, auch weil es dafür keine gesetzliche Zulassungs- oder Anmeldepflicht gibt. Hinzukommt, dass die Kleidung, die wir in Deutschland kaufen, oft aus dem Ausland kommt, was eine Kontrolle schwierig macht.
Es gibt also viele Lücken, aber keinen Grund für Panik. "Wir brauchen uns darüber im Grunde keine großen Sorgen machen", sagt Kai Nebel. Das Problem ist eher, dass viele Schadstoffe während der Produktion zum Beispiel in den Flüssen landen und für die Menschen vor Ort gefährlich sein können. "Die geringsten Mengen, die bei uns vielleicht noch auftauchen können, schaden uns nicht", sagt Kai Nebel.
"Die meisten Schadstoffe, die bei der Textilveredelung verwendet werden, sind nicht mehr in den Kleidern, sondern in den Flüssen oder der Natur oder in den Menschen der Herstellungsländer."
Beim Einkaufen kann auf Siegel geachtet werden. Kai Nebel empfiehlt das Ökotex- oder GOTS-Siegel: Die Regeln für die Herstellung sind dann strenger und weniger umweltbelastend. Ebenso kann es hilfreich sein, Kleidung zu kaufen, die in Europa hergestellt wurde.