Julian Börner und seine zwei Kollegen wollten mit ihrem Start-up eigentlich nur Plastik mit Jute ersetzen. Doch nach ihrer Reise nach Bangladesch, wo Jute angebaut wird, hatten sie eine ganz andere Idee: Tee aus Jute.
Jute statt Plastik – diese Idee lag für Julian Kofler, Mizanur Rahman und Julian Börner, die alle Agrarwissenschaften studiert haben, schon deshalb nahe, weil Mizanur aus Bangladesch kommt - dem Land, das neben Indien Weltmarktführer in der Juteproduktion ist. "Wir wollten lieber mit qualifizierten Kleinbauern zusammenarbeiten statt mit den industriellen Großproduzenten", erzählt Mizanur. Deshalb reisen Mizanur, genannt Mizan und Julian Börner nach Bangladesch - und entdeckten etwas ganz anderes.
Die beiden wollten genau wissen, wie Jute angebaut wird. Die Bauern vor Ort sähen oft noch von Hand aus und ernten die fast zwei Meter langen Stängel mit einer Sichel. Danach legen sie die gebündelte Jute mehrere Tage in Wasser, um die Fasern herauszulösen. Sobald die dann trocken sind, werden die Fasern in den Spinnereien weiterverarbeitet. Und dabei ist ihnen etwas besonders aufgefallen: Die Blätter werden überhaupt nicht genutzt.
"Bei der landwirtschaftlichen Produktion dachten wir erst mal: 'Warum werden die Blätter nicht benutzt? Es wird viel Biomasse weggeschmissen."
Dass die Blätter einfach weggeschmissen werden, konnten die beiden nicht fassen. Vor allem, weil Mizan weiß, dass vor allem arme Menschen in Bangladesch diese Blätter als Gemüse essen. "Aber einige alte Leute erzählen, dass man früher, wenn man gesundheitliche Probleme hatte, die Blätter in Wasser gelegt und das dann getrunken hat", erinnert er sich. Die beiden haben die Blätter also einfach probiert - und waren gar nicht überzeugt. Zumindest als Gemüse. Aber als sie das Ganze mit heißem Wasser aufgossen, sah die Sache schon anders aus.
"Ich bin auch Teetrinker, ich gieße mir auch allerlei Kräuter selber auf, deswegen bin ich auf die Idee gekommen: Warum nicht als Aufguss verwenden."
Zurück in Deutschland haben sie die Blätter in einem Labor analysieren lassen. Juteblätter enthalten erstaunlich viel Eisen, viele ungesättigte Fettsäuren, die das Cholesterin senken, verschiedene Vitamine, zehnmal mehr Kalzium als Milch oder Bohnen und vor allem: Antioxidantien, also die Verbindungen, die Alterungsprozesse im Körper verlangsamen können. Das hat Potenzial, dachten sich die Drei und tatsächlich konnten sie auch die Regierung in Bangladesch von ihrer Idee überzeugen.
Tee aus Jute
Für den Jute-Anbau haben die drei Tee-Pioniere mehrere Bauern zusammengebracht und eine Kooperative gebildet, die die Pflanzen nach ihren Vorgaben anbauen. Für die Bauern war es erst ungewohnt, dass sie nur Biodünger und -Pestizide einsetzen sollen. Aber dann waren sie hoch motiviert. Und jetzt erwarten die drei Jungunternehmer im Juni die erste Ernte von ihren eigenen Feldern. Bis dahin werden im Keller eines Wohnhauses in Stuttgart-Degerloch weiter die getrockneten Jute-Blätter pur oder mit den Geschmacksnoten Zitronenverbene, Jasminblüten, Ingwer und Minze abgepackt.
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