Klingt echt zu gut: Eine neue Studie behauptet, Menschen mit Tätowierungen haben ein besseres Immunsystem. Kann das sein? Nachgefragt bei Dr. Johannes Wimmer.
Es wäre endlich ein elterntaugliches Argument, warum wir viele Tattoos brauchen: Es könnte gut fürs Immunsystem sein. Eine Studie der University of Alabama hat festgestellt, dass Leute, die sich häufiger tätowierten lassen, ein abgehärtetes Immunsystem haben. Bedeutet die erste Tätowierung für den Körper noch sehr viel Stress - das zeigen niedrige Werte des Abwehrstoffs IgA -, gewöhnt er sich offenbar daran. Das Immunsystem wird stärker.
Volltätowiert und stressresistent
Das klingt erstmal gut. Johannes Wimmer sagt aber, die Studie hat Schwächen. Im Prinzip haben die US-Forscher also nur Vergleiche zwischen Tattoo-Neulingen und Viel-Tätowierten angestellt - mit den Werten von Menschen ohne Tätowierung haben sie ihre Ergebnisse überhaupt nicht verglichen. Auch haben die Wissenschaftler für die Studie nur 29 Probanden untersucht. Und das ist nicht so wahnsinnig viel, sagt der Mediziner. Johannes Wimmers Urteil zu Studie: "Eher ein Schnellschuss".
"Ein Tattoo alleine bringt erstmal gar nichts, das macht es eher schlechter."
Und noch eine andere Erklärung kursiert für das Abhärtungs-Phänomen: Vielleicht sind Menschen, die auf Tattoos stehen, ohnehin taffe Typen, die sowieso ein stärkeres Immunsystem haben. Auch möglich: Die Forscher haben zufällig nur junge, fitte Leute ausgesucht. Ein Zusammenhang zwischen Körperbewusstsein und Tattoo-Liebe ist zumindest nicht ganz von der Hand zu weisen.
Um auszuschließen, dass die Forscher hier nicht zufällig eine topfite Stichprobe gezogen haben, ist noch einige weitere Forschung nötig. Und dann müssten die Wissenschaftler vielleicht auch den tätowierten Couch-Potato untersuchen.