Moderator und Podcaster Tarik Tesfu will sich nicht als queere und schwarze Person einfach in Schubladen stecken lassen. Er spielt mit den Erwartungen der Leute.
Tarik Tesfu moderiert derzeit das neue ARD-Doku-Format "A Glamorous Takeover", in dem er queere Künstler*innen vorstellt und ihnen eine Plattform bietet. Außerdem ist er mit Hadnet Tesfai Host beim Podcast "Tratsch & Tacheles". Es sei eigentlich egal, was er moderiere, denn: "Ich finde es schon politisch, wenn ich moderiere". Solche Jobs im deutschen Mediensystem als queere und schwarze Person zu bekommen, sei ein politisches Statement.
Beruflich ist für Tarik Tesfu Mode ein wichtiges Medium, das er nutzt, um sich öffentlich als Moderator zu präsentieren. "Mode ist gerade das, was am meisten über mich aussagt", erklärt er. Mode war zwar für Tarik Tesfu schon immer auch privat bedeutsam, aber seit er sich von den Klischees trennen konnte, was Frauen und was Männer tragen, sei ihm noch einmal deutlich klar geworden, dass ein Stück Stoff kein Geschlecht hat.
Mode, Geschlecht und Erwartungen
Die Tatsache, dass ein Stück Stoff Geschlecht verleihen könnte, sei ein Konstrukt. "Alles was konstruiert ist, kann auch dekonstruiert werden", sagt der Moderator und Podcaster. Genau das versuche er durch die Art und Weise, wie er sich kleide, wenn er in seiner Rolle als Moderator in der Öffentlichkeit stehe. Er spiele dann mit der Binarität, was weiblich und was männlich ist und mischt beispielsweise Farben wie Pink und Blau. Oder er trage Kleider. So wolle er den Menschen spiegeln, welche Erwartungen sie an andere Menschen haben.
"Ich spiele damit, was Leute von mir erwarten oder nicht erwarten, und mache genau das Gegenteil."
Dass Menschen in Schubladen denken, hält Tarik Tesfu nicht für ein Problem. Im Gegenteil kann es helfen, die Welt besser in den Griff zu bekommen. Kritisch sei aber, wenn sie dann aufgrund der Schubladen sich gegenüber anderen mies verhalten. So könne ein Mann für sich entscheiden, dass er keine Kleider tragen möchte, er sollte dann aber nicht andere Männer, die das tun, deshalb verurteilen oder schlecht behandeln.
"Bevor andere für mich Schubladen aufmachen, mache ich eine eigene."
Für seine Art und Weise aufzutreten und sich zu präsentieren, ist Tarik Tesfu auch angefeindet worden. Vor allem auf seinem Youtube-Kanal sei er mit Hasskommentaren und rassistischen Anfeindungen attackiert worden. Inzwischen würde er diese Personen einfach blockieren und sei auch etwas abgestumpft gegenüber Hate Speech. Ehrliche Kritik von Menschen, die eher auch seine Haltung teilen, würde ihn dagegen viel mehr beschäftigen.
Tarik Tesfu, im Ruhrgebiet geboren, seine Eltern stammen aus Eritrea, studierte in Wien Publizistik- und Kommunikationswissenschaften sowie Gender Studies und kam über ein Praktikum zu den Medien, ist auf Social Media schon in die verschiedensten Rollen geschlüpft: Gender-Messias, Heimatminister, weil Horst Seehofer seiner Meinung nach nicht die richtige Person dafür war, heute bezeichnet er sich als It-Boy und Glam-Minister.
Im Gespräch mit Sebastian Sonntag spricht Tarik Tesfu darüber, ob die Tagesschau für ihn als Moderator schon bereit wäre, dass er nicht auf die politischen Themen Rassismus und Queerfeindlichkeit festgelegt werden möchte, wie er betrunken in die Genderkrise gestolpert ist, warum wir dringend diskriminierende Gesetze abschaffen müssen und Quoten helfen, strukturelle Benachteiligung abzubauen, und warum ihm seine Vorbildfunktion ein bisschen Angst macht. Einfach oben auf den Playbutton klicken und das ganze Gespräch hören.
Das Aufmacherbild zeigt unseren Gesprächspartner Tarik Tesfu.