Eine Woche lang war Fritz im Kloster. Ohne brauchbares Netz, ohne Party, ohne seine Disco-Beats. Das Ziel des Techno-DJs: Einmal extrem runterkommen.
Mit der Diagnose Raverhüfte und DJ-Nacken ist Fritz in die Abtei Himmerod in der Eifel gefahren. Es folgten Entspannungsübungen, Meditation, Atemübungen. "Das weiß man ja alles", sagt Fritz, "aber im Alltag bekommt man das zwischen Telefonklingeln, Wäsche aufhängen und Einkaufen nie so richtig hin". Das Runterkommen im Kloster hatte Fritz ziemlich nötig.
Fritz ist schon seit ein paar Jahren als Techno-DJ unterwegs, mit einem Partner tingelt er als Soukie&Windish durch die Clubs der Welt, war in Australien und Neuseeland, auf Hawaii, Dubai, viel in Skandinavien unterwegs. Für diese Touren nehmen sie sich immer ein, zwei Wochen Zeit, um das Land kennenzulernen, die Energie dort aufzusaugen. Entspannung ist allerdings dann doch etwas anderes.
In der Abtei Himmerod hat Fritz dann Bruder Oliver getroffen. "Ein wunderbarer Mensch", stellt Fritz schnell fest. Wahnsinnig gastfreundlich und herzlich. So wie alle Mönche im Kloster richtig Bock auf ihre Besucher haben. Ganz entspannt natürlich. Beim ersten Treffen gab es einen leckeren Kaffee, ein kleiner Geschichtskurs, den ersten Spaziergang durch den Wald.
"Damit ich mal telefonieren konnte, musste ich rauswandern, auf einen Berg hoch, um überhaupt Netz zu bekommen."
Trotzdem: Fritz hat eine ganze Weile gebraucht, um seinen DJ-Alltag hinter sich zu lassen und im Kloster abzuspannen. "Da war nix mit Entspannung", sagt Fritz. "Meine Beine haben noch gezittert und mein Geist war sonst wo." So richtig konnte er erst am zweiten Tag im Kloster relaxen. Um 8 Uhr ging das los:
- 8:00-9:00 Uhr: Frühstück
- 10:15-11:45 Uhr: Achtsamkeitsübungen (Bsp. Nacken/Schultern entspannen), Atmung
- 12:00 Uhr: Mittagessen, anschließend frei zum wandern, spazieren, lesen, meditieren, Seelebaumeln lassen
- 15:30-17:30 Uhr: Wahrnehmungs- und Achtsamkeitsübungen
- 18:15 Uhr: Abendessen
- 20:00-21:00 Uhr: kurzer Vortrag, Tiefenentspannung, Wahrnehmung, Meditation
"Ein bisschen beklemmend ist schon: Da sitzen dann zehn Mönche in der riesigen Kirche und vielleicht drei Gäste. Die machen jeden Tag dasselbe, 365 Tage im Jahr. Das ist schon beeindruckend."
Die Hauptentspannung hat Fritz aus der Meditation im Kloster geholt. "Wer viel meditiert, braucht weniger Schlaf", hat er gelernt. In der Phase zwischen Wachheit und Schlaf, kurz bevor wir einnicken, entspannt der Körper am stärksten, der höchste Entspannungsmoment, den man beim Meditieren erreichen will. Tapfertyp Fritz hat diesen Moment erreicht.
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