Hunger, kein Bock zu kochen, Restaurants sind zu. Also: Bestellen! Der Haken dabei leider: Essen abzuholen oder sich liefern zu lassen, sorgt für viel Verpackungsmüll. Und eigene Behälter mitzubringen war schon vor der Corona-Krise meist nicht erlaubt. Es geht aber auch anders: Mehrwegbehälter. In der Gastronomie sind die zwar noch selten, aber manche Restaurants nutzen solche Systeme bereits.
Take-away und Lieferungen machen viel Müll. Das Bundesumweltministerium will die Gastronomie dazu verpflichten, Mehrweg-Verpackungen zu nutzen. Ob das aber so kommt, ist noch unklar. Einige Gastronomen machen aber jetzt schon vor, wie das aussehen könnte. Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anne Göbel hat solche Systeme für Mehrwegbehälter unter die Lupe genommen.
Gastro-Mehrweg mit und ohne App
Das Pfand für Behälter kann etwa über eine App abgerechnet werden, berichtet Anne. Das System Vytal macht das zum Beispiel so. Dort müssen die Bankdaten hinterlegt werden. Holt ihr dann Essen in einem Café, Restaurant oder der Kantine ab, könnt ihr mit der App einen QR-Code generieren, der dort dann eingelesen wird. So bekommt ihr einen Mehrwegbehälter, ohne Pfand zahlen zu müssen – erstmal. Denn wenn ihr den Behälter nicht innerhalb von 14 Tagen wieder in einem Geschäft zurückgebt, das auch Vytal nutzt, werden 10 Euro von Eurem Konto abgebucht.
Es gibt auch Mehrweg-Systeme, die ohne App funktionieren. ReCircle ist eines davon. Hier zahlt ihr bei Abholung für den Mehrweg-Behälter direkt 10 Euro. Die bekommt ihr dann zurück, wann immer ihr den Behälter wieder abliefert. Ähnlich machen das auch andere Unternehmen, Rebowl zum Beispiel.
Unterschiedliche Mehrwegmaterialien
Die Mehrwegsysteme unterscheiden sich aber nicht nur dadurch, ob sie analog oder digital funktionieren, sie arbeiten auch mit unterschiedlichen Materialien. Die meisten Behälter bestehen aus schadstofffreiem und recycelbarem Plastik. Manche Anbieter arbeiten mit Edelstahlbehältern. Das Unternehmen Tiffin-Loop etwa, bei dem eine Box dann allerdings ganze 15 Euro Pfand kostet.
"So ein System muss praktisch und bequem sein. Denn das ist ja oft der Sinn von Take-away."
Anne hat sich unter Gastronomen umgehört, wie diese Systeme angenommen werden. Ihre Bilanz: Die Nachfrage scheint noch gering, steigt aber langsam. Das könnte auch damit zusammenhängen, dass die Möglichkeiten, die Behälter zurückzugeben, noch etwas begrenzt sind.
Die Behälter auch an anderen Orten als dem Ursprungsrestaurant abzugeben, ist deutschlandweit noch sehr ungleich verteilt, sagt unsere Reporterin. Aber die Möglichkeiten nehmen zu – einige der Systeme kooperieren bereits mit Supermärkten zum Beispiel oder streben solche Kooperationen mit großen Playern wie etwa Lieferdiensten an.
"Es kann also noch viel passieren auf dem Markt, besonders durch Kooperationen mit Ketten, Kantinen oder Lieferservices."
Noch steht das Gastro-Mehrwegsystem also am Anfang, aber die Bereitschaft und das Potenzial zur Müllvermeidung scheint groß. Wie viel Müll Mehrwegsysteme tatsächlich vermeiden können, wissen wir wahrscheinlich erst, wenn die Mehrweg-Alternative in der Gastronomie verpflichtend wird, sagt Anne Göbel. Ob das kommt, ist unsicher – ein entsprechender Vorschlag soll am 20. Januar im Bundeskabinett besprochen werden.