Heute startet eine Geberkonferenz zu Syrien. Organisiert wird die Konferenz von der EU und den Vereinten Nationen. Die Syrien-Expertin Kristin Helberg erklärt, Europa müsse generell den Druck auf die Türkei erhöhen. Der Wiederaufbau sei allerdings ein heikles Thema.
Eine friedliche Lösung scheint nach über sieben Jahren Syrien-Krieg in weiter Ferne. Eine Geberkonferenz in Brüssel widmet sich jetzt dem Leid der Bevölkerung. Kristin Helberg ist Journalistin und Syrien-Expertin. Sie erklärt, dass die EU etwa verhindern müsse, dass die verbliebenen Oppositionsgebiete in Syrien so bombardiert werden, wie es in Ost-Ghouta passiert ist.
In der südlichen Provinz Daraa herrscht ein Waffenstillstand, der von Russland, den USA und Jordanien ausgehandelt wurde. Man müsse auf alle Beteiligten Druck ausüben, um diesen Waffenstillstand einzuhalten. Man könnte auch Schutzzentren einrichten, für den Fall, dass das Regime wieder Zivilisten bombardiert.
Assad braucht Geld des Westens
Die finanziellen Hilfen, die jetzt bei der Brüsseler Konferenz zusammenkommen sollen, sind nur für humanitäre Hilfen vorgesehen. Wenn man jetzt auch schon über den Wiederaufbau des Landes nach dem Krieg verhandele, bedeute das, dass das Regime diesen dominieren werde, sagt Helberg.
"Ein Wiederaufbau, abgekoppelt von einer politischen Lösung und einer gesellschaftlichen Aussöhnung, verfestigt nur die Regimestrukturen", erklärt die Journalistin. So werde der Wiederaufbau eher zum Hindernis für Frieden.
"Die Europäer müssten schon bereit sein, sich mehr zu engagieren in Syrien."
Die Europäer hätten einen finanziellen Trumpf in der Hand: Assad brauche das Geld des Westens für einen Wiederaufbau. Europa knüpft bisher dieses Geld aber an die Bedingung, dass es eine politische Lösung in Syrien gibt. Man sei gut beraten, wenn diese Strategie weiterhin verfolgt würde, sagt Helberg.
"Rakka wurde massiv zerstört durch die US-Luftwaffe und auch die Bundesregierung hat sich mit Aufklärungsflügen daran beteiligt. Es ist wichtig jetzt diese Stadt wieder aufzubauen."
Helberg sagt, die ehemalige IS-Hochburg müsse wieder zum Funktionieren gebracht werden, um sie nicht wieder den Assad-Truppen oder den Dschihadisten zu überlassen.
Druck auf die Türkei erhöhen
Europa sollte jetzt verhindern, dass im Nordosten Syriens ein türkischer Einflussbereich entsteht. "Das würde nämlich bedeuten, dass sehr viele Menschen, die in den letzten Jahren in diese Kurdengebiete geflohen sind, erneut vertrieben werden. Man würde so eine große Region in Syrien auch ins Chaos stürzen. Das könne nicht im Interesse Europas sein." Europa müsse außerdem an der Seite der Kurden stehen, da die Truppen auch den IS bekämpft und vertrieben haben.
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