Rami Machluf ist ein Cousin des syrischen Machthabers. Er hat Baschar al-Assad finanziell den Rücken freigehalten und ist jetzt in Ungnade gefallen. Druck aus Russland könnte eine Ursache sein.
Im Clan des syrischen Machthabers ist offener Streit ausgebrochen. Der Geschäftsmann Rami Machluf und Cousin von Baschar al-Assad kritisierte innerhalb weniger Tage wiederholt offen seinen Cousin.
Sicherheitsbehörden hätten Angestellte seiner Unternehmen festgenommen und ihn auf unmenschliche Weise unter Druck gesetzt. In dem jüngsten Video, veröffentlicht am 03.05.2020, appelliert Rami Machluf an Baschar al-Assad, seine Sicherheitsbehörden zu stoppen. Den Vorwurf der Steuerhinterziehung bestreitet er.
Ein Clan, verschiedene Aufgaben
Kristin Helberg ist Journalistin und hat jahrelang aus dem Land über den Krieg dort berichtet. Sie sagt, dass Rami Machluf innerhalb des Regimes für ökonomische und finanzielle Organisation zuständig war und innerhalb dieses machterhaltenden Systems finanzieller Abhängigkeiten eine entscheidende Funktion hatte.
Maher al-Assad, der jüngerer Bruder Baschar al-Assads, sei hingegen für die gewaltsame Niederschlagung von Widerstand zuständig.
"Rami Machluf kümmerst sich um die Finanzen des Clans. Er ist wahrscheinlich schon im Herbst letzten Jahres in Ungnade gefallen und geht mit diesem interne Familienstreit an die Öffentlichkeit. Das ist der wirkliche Skandal."
Rami Machluf ist aufgefordert worden, seine Geschäfte aufzugeben und den Anordnungen der Behörden ohne Widerworte zu folgen. Rami Machluf spricht von unfairen Schritten und Machtmissbrauch.
Streit seit Ende 2019
Oppositionelle Medien hatten vergangenes Jahr bereits von einer tiefen Spaltung zwischen beiden Männern berichtet. Berichten zufolge soll Baschar al-Assad seinen Cousin vergeblich um finanzielle Unterstützung gebeten haben. Kristin Helberg vermutet, dass auch von russischer Seite Druck auf Baschar al-Assad ausgeübt worden ist.
"Moskau sagt: Diese ganze Korruption, das geht so nicht. Wir müssen irgendwie an dieses Vermögen dieses Clans herankommen."
In einem am 30.04.2020 verbreiteten Video hatte Rami Machluf sich bereits ebenfalls per Videobotschaft direkt an seinen Cousin gewandt. Darin beklagt der Geschäftsmann unter anderem zu hohe Steuerforderungen. Die syrische Regierung äußerte sich bisher nicht zu den Videos.
Symbolgestalt der Korruption
Rami Machluf ist eine der prominentesten Figuren in der herrschenden Elite Syriens. Sein Vermögen machte er unter anderem als Mitbesitzer des Telekommunikationsunternehmens Syriatel. Viele sehen in ihm ein Symbol der ausufernden Korruption in dem Bürgerkriegsland.
Die USA und die Europäische Union haben Rami Machluf auf die Sanktionsliste gesetzt, weil er die syrische Regierung unterstützt. Bislang hatten seine öffentliche Auftritte seltenheitswert. Seine Kommunikationsoffensive zeigt die Machtlosigkeit seinem Cousin gegenüber.
"Am Ende sitzt Assad am längeren Hebel. Die Unternehmen von Rami Machlouf sind im Land. Assad kann mit den Geheimdiensten im Grunde mit diesen Unternehmen machen, was er will."
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