2019 reist Chris Klein mit einem Kumpel zum Surfen nach Liberia. Was sie dort erwartet: erstklassige Wellen und wenig Menschen im Wasser – ein Traum für Surfer*innen. Allerdings: Vor Ort gibt es kaum Surfbretter für die Einheimischen. Deshalb gründen Chris und sein Kumpel eine NGO, um alte Surfbretter aus Europa nach Westafrika zu bringen und Perspektiven zu schaffen.
Als Chris Klein und sein Kumpel Simon 2019 in Liberias Hauptstadt Monrovia gelandet sind, haben die beiden für Aufmerksamkeit gesorgt. Denn Tourist*innen zieht es kaum ins Land. "Eine Frau in Monrovia hat gefragt: 'So you chose to come here by your own will?'", erzählt Chris. "Da haben wir gesagt: 'Ja, logisch' – und das fand sie dann speziell."
"Viele haben gefragt: 'Also kann man hier surfen?' Und dann haben wir gesagt: 'Ja klar, ihr habt hier Weltklasse-Wellen.'"
Perfekte Surf-Bedingungen in Liberia
In Robertsport, einem kleinen Ort, etwa 80 Kilometer von der Hauptstadt entfernt, schlagen Chris und sein Kumpel ihr Lager auf. Als Chris am nächsten Tag den Strand und die Wellen sieht, wird ihm klar: "Hier bin ich richtig". Denn: Es gibt exzellente Surfsports, aber keine überfüllten Lineups – also nicht zu viele Menschen im Wasser. Für Chris und seinen Kumpel perfekte Bedingungen, auch wenn ihnen im Laufe der Reise sehr klar wird, warum das so ist.
"20 Leute, alle wollen surfen, und keiner hat ein Brett."
Liberia ist die älteste Republik Afrikas, gehört aber zu den ärmsten Ländern der Welt. Von 1989 bis 2003 herrschte ein blutiger Bürgerkrieg, bei dem eine Viertelmillion Menschen getötet wurde – damals zehn Prozent der Bevölkerung. Rund eine Million Menschen musste fliehen. Auch der Ebola-Ausbruch 2014/2015 hat das Land gezeichnet. Die Folge: Wenig Perspektiven für die junge Bevölkerung, kaum Infrastruktur und wenig Tourismus.
Der Plan, alte Surfboards an die westafrikanische Küste zu bringen
Die Tatsache, dass ein Land wie Liberia beste Surfbedingungen hat, junge Menschen, die surfen wollen, es aber kaum Surfequipment gibt, hat Chris und seinen Kumpel beschäftigt. Nach ihrer Reise beschließen sie, alte Surfboards in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu sammeln und die Bretter in verschiedene Länder an der westafrikanischen Küste zu verschiffen – mit Hilfe einer Schweizer NGO, für die Chris hauptberuflich arbeitet. Denn auch in Liberias Nachbarländern herrschen beste Surfbedingungen und es gibt wenig Equipment.
"Wir haben die Bretter hier im Keller und sie werden staubig, und das macht ja keinen Sinn."
Aus ein paar Brettern werden immer mehr – und Chris und sein Kumpel gründen schließlich die NGO Provide the Slide. Mittlerweile kooperiert die Initiative mit Surfshops im deutschsprachigen Raum, es gibt Annahmestellen, wo Menschen ihre alten Bretter spenden können. "Uns geht es auch darum, aus diesem Surf-Klischee auszubrechen, dass man das immer alleine macht, dass man nur im dem Moment lebt und dass einem alles andere ziemlich egal ist", sagt Chris.
Warum Chris glaubt, dass Surfbretter in westafrikanischen Ländern einen Unterschied machen können, hört ihr, wenn ihr oben auf Play drückt und euch den ganzen Deep Talk anhört.
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