Von K-Pop und K-Dramen bis zu Hightech-Produkten: Südkorea ist ein globaler Trendsetter. Doch das Land kämpft mit gesellschaftlichen Herausforderungen. In Teil 2 der Doppelfolge zu Südkorea starten Bo und Marcus in den 90ern und enden im Jetzt.
Die sogenannte Hallyu-Welle, übersetzt als koreanische Welle, beginnt in den 1990er-Jahren, als K-Dramen und K-Popmusik erstmals in Asien populär wurden. Mit staatlicher Förderung und der Digitalisierung erlangt sie globale Reichweite. Firmen wie SM Entertainment, YG Entertainment oder JYP Entertainment schaffen ein spezielles System: Talente werden seit ihrer frühesten Kindheit über Jahre gezielt trainiert, um als perfekt abgestimmte K-Pop-Gruppen zu debütieren.
"I think South Korea is a great example of a country that has seen the importance of the service sector and the cultural sector and the cultural production sector, and that this is a recipient of industrial policy. This is something they see as important, and it's no accident."
Plattformen wie Youtube und andere soziale Medien verstärkten die Bekanntheit von Bands wie BTS oder Blackpink. Heute ist die Hallyu-Welle ein kulturelles und wirtschaftliches Phänomen, das nicht nur Millionen Fans begeistert, sondern auch Südkoreas Wirtschaft und sogenannte Soft Power stärkt. Also den Export einer Kultur, nicht eines fassbaren Produkts.
Samsung 2.0 – vom Elektronikhersteller zum Technologiepionier
Parallel entwickelt sich Samsung seit den 90ern, einst ein Hersteller einfacher Elektronikprodukte, zum weltweiten Marktführer in zahlreichen Hightech-Bereichen. Von Haushaltsgeräten und Fernsehern hat das Unternehmen den Sprung zu komplexen Produkten wie Smartphones, Halbleitern und KI-basierten Technologien geschafft. Insbesondere die Galaxy-Serie bringt Samsung an die Spitze des globalen Smartphone-Markts und sichert dem Unternehmen einen festen Platz neben Konkurrenten wie Apple.
Was kostet der Kapitalismus?
Also – ist jetzt endlich alles in Ordnung? Hat der Sprung in die Spitzenliste der Industriestaaten alle Probleme gelöst? Wohl kaum. Südkorea steht heute vor einer dramatischen demografischen Herausforderung: Mit einer Geburtenrate von 0,7 Kindern pro Frau – der weltweit niedrigsten – droht der Bevölkerungsschwund.
"Ich glaube, der Grund dafür ist, dass die Gesellschaft auf ein einziges Ziel ausgerichtet ist – viel Geld verdienen und einen Abschluss an einer guten Universität machen."
Studentin Hyun-Ji Kim sieht das in der Gesellschaft begründet, deren einziges Ziel es sei viel Geld zu verdienen. Ihre Kindheit hat sie in Korea verbracht, möchte selbst aber kein Kind in einer solchen Gesellschaft großziehen.
Hohe Lebenshaltungskosten, eine wettbewerbsintensive Bildung und starre Arbeitsbedingungen, die junge Menschen von einer Familiengründung abhalten, sind Teile des Problems. Hinzu kommt eine kulturelle Dynamik, in der viele Frauen die traditionellen Rollenbilder nicht mehr akzeptieren wollen.
"Geschlechterfragen sind ebenfalls ein großes Problem. Sowohl Männer als auch Frauen fühlen sich diskriminiert und versuchen sich nicht zu verstehen."
Ein extremer Ausdruck der gesellschaftlichen Krise ist die "4B"-Bewegung, die zwar als Randerscheinung gilt, aber zunehmend von mehr jungen Frauen unterstützt wird. Die Bewegung lehnt die Ehe (banhon), das Gebären (bi-cho), romantische Beziehungen (bi-yeon) und Dating (bi-sog) ab. Sie steht für einen bewussten Bruch mit traditionellen Normen, die von Frauen Anpassung und Opferbereitschaft verlangen. Stattdessen setzen die Anhängerinnen auf Unabhängigkeit und persönliche Entfaltung - ohne Kinder und ohne Partner.
Marcus und Bos zweite Folge ihrer Südkorea-Doppelfolge geht noch tiefer rein ins rabbit hole der Wirtschaftsgeschichte: zwei Folgen, ein dauerhafter Deep Dive und die Skurrilität des südkoreanischen Wirtschaftswunders - all das gibt es dieses Mal bei "What the Wirtschaft!?". Hier geht es zum ersten Teil.
Habt ihr auch manchmal einen WTF-Moment, wenn es um Wirtschaft und Finanzen geht? Wir freuen uns über eure Themenvorschläge und Feedback an whatthewirtschaft@deutschlandfunknova.de.
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- Fazit