Brandenburg hat ein Problem: Crystal Meth. 10.000 Menschen gelten dort als abhängig. Bei nur 2,5 Millionen Einwohnern. Über neue Lösungswege hat heute der Landtag beraten. Einer davon: reines Crystal an Abhängige auszugeben.
Crystal Meth macht sehr schnell abhängig, verbreitet sich extrem und hat krasse Folgen. Das macht es so gefährlich. Daher hat der Brandenburgische Landtag heute darüber beraten, ob er ein eigenes Programm gegen Crystal Meth durchsetzen will.
Der Vorschlag: Reines Crystal als Ersatzstoff kontrolliert an Suchtkranke abzugeben. Frank Tempel, stellvertretender Vorsitzender der Linken im Bundestag und drogenpolitischer Sprecher der Fraktion hat sich dafür eingesetzt.
"Entkriminialisierung von Suchtkranken und Legalisierung sind zwei getrennte Paar Schuhe. Wir sprechen maximal von einer Substitution."
Dabei geht es um Stoffe wie Pervitin, das einst noch in Apotheken erhältlich war. "Das ist im Prinzip Crystal Meth unverdreckt", sagt Frank Tempel. Auch das eine gefährliche Substanz, die schließlich verboten wurde. Für ihn sind Verbote und repressive Maßnahmen jedoch nur Teil der Lösung.
Drogenproblem statt Crystal-Meth-Problem
Substitution könne helfen, die Stigmatisierung von Crystal-Meth-Süchtigen und die Beschaffungskriminalität zu reduzieren - und Kosten zu sparen, sagt Frank Tempel. Als Beispiel zieht er Erfolge aus der Therapie von Opiatsüchtigen heran: "Eine Behandlung eines Abhängigen über Substitution spart den Steuerzahler etwa 8.000 Euro jährlich", so Frank Tempel.
"Man hat versucht, die Nutzung dieser Substanz durch ein Verbot in den Griff zu kriegen. Das ist gescheitert. Und wir haben heute Crystal Meth".
Die Entscheidung im Brandenburgischen Landtag fiel heute indessen anders aus. Die rot-rote Koalitionsmehrheit und die AfD lehnten in eine Aktuellen Stunde den Vorschlag ab. Der Tenor: Man wolle generell auf eine langfristige Drogenprävention setzen. "Wir wollen uns nicht nur einer Droge zuwenden und die anderen aus den Augen verlieren", so Gesundheitsministerin Diana Golze.
Substitution als kleineres Übel?
Kerstin Jüngling, Leiterin der Fachstelle für Suchtprävention in Berlin, geht etwas anders an das Thema heran. "Warum sind denn so viele abhängig von einer leistungssteigernden Droge? Was würde es für es Auswirkungen haben, bekämen sie vom Staat reines Crystal?" So einfach würde das nicht funktionieren, sagt sie. Das zeige allein das flächendeckende Problem mit Alkoholismus.
Strikt gegen Legalisierungen ist auch Kerstin Jüngling nicht. Sie sagt aber, man müsse vielmehr schauen, aus welcher Problematik heraus sich die Sucht entwickelt. Dass etwa der Handwerker ab 40 Crystal nehme, habe mit Leistungssteigerung zu tun. Hier könnte es eher helfen, die Rahmenbedingungen für diese Menschen verbessern. Dann spiele vielleicht Crystal Meth für sie gar keine Rolle mehr.
Das Feld Präventation - also Suchtvermeidung und Aufklärung -, sagt Kerstin Jüngling, werde in Deutschland stark vernachlässigt. Als Positivbeispiel nennt sie hingegen die Schweiz. Hier habe man verstanden: "Mehr Geld in die Prävention zu stecken, denn die Behandlung ist am Ende immer teurer."